Queer-Community trauert: 25-jähriger Transmann Malte C. ist tot

Beim Christopher Street Day in Münster ist ein junger Transmann niedergeschlagen worden. Er erlag nun seinen Verletzungen. Es gibt einen ersten Tatverdächtigen. 

Ein 25-jähriger Transmann, der am vorigen Samstagabend bei einer Christopher-Street-Day-Versammlung in Münster niedergeschlagen wurde, ist seinen Verletzungen erlegen.
Ein 25-jähriger Transmann, der am vorigen Samstagabend bei einer Christopher-Street-Day-Versammlung in Münster niedergeschlagen wurde, ist seinen Verletzungen erlegen.dpa/David Inderlied

Der 25 Jahre alte Transmann Malte C., der beim Christopher Street Day in Münster niedergeschlagen wurde, ist tot. Er erlag am frühen Freitagmorgen seinen Verletzungen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Er war dazwischengegangen, als ein noch unbekannter Mann Teilnehmer beleidigt hatte, und war von diesem zu Boden geschlagen worden.

Zeugen zufolge soll der Tatverdächtige am 27. August mehrere Frauen mit „Lesbische Hure“ oder „Verpisst euch“ beschimpft haben und drohend auf sie zugegangen sein. Der 25-Jährige bekam laut Polizei die Situation mit und bat den Störer, die Beleidigungen zu unterlassen. „Die Schlichtungsbemühungen des jungen Mannes sollen Auslöser für die Attacke gewesen sein“, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit.

Früheren Angaben der Ermittler zufolge verlor der 25-Jährige das Gleichgewicht, bevor ihn ein weiterer Faustschlag im Gesicht traf. Dann habe der 25-Jährige das Bewusstsein verloren und sei mit dem Kopf auf dem Asphalt aufgeschlagen. Nach dem Angriff kam er ins Krankenhaus, schließlich lag er im künstlichen Koma.

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Der Tatverdächtige ist fußläufig mit einem Begleiter in Richtung Industriestraße geflüchtet. Zeugen beschrieben ihn als 1,70 bis 1,80 Meter großen, 18 bis 20 Jahre alten Heranwachsenden mit schmächtiger Statur und einem Bart. Er sei mit einer Jeans mit breit ausgestellten Beinen, einem T-Shirt und einem Anglerhut bekleidet gewesen. Sein Begleiter soll gleichen Alters, ebenfalls männlich und mit einem weißen T-Shirt bekleidet gewesen sein.

Aktualisierung: Am Freitagnachmittag hat die Polizei mitgeteilt, dass sie einen Verdächtigen festgenommen hat. Es handele sich um einen 20 Jahre alten Mann, teilte die Polizei Münster am Freitag mit.

Die Polizei fragt: Gibt es weitere Personen, die Hinweise zur Identifizierung des Täters, seines Begleiters, zum Tatverlauf oder zu den Tatumständen geben können? Hinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 0251/275-0 entgegen.

Die queere Community in ganz Deutschland trauert

Aus der queeren Community in ganz Deutschland und aus der Politik kommen zahlreiche Trauerbekundungen. So teilt der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Jens Lehmann, seine Trauer mit: „Mein Beileid und tiefes Mitgefühl gelten seinen Angehörigen und Freund*innen.“

Lehmann erinnert an die hohe Gewaltbereitschaft gegenüber queeren Menschen und ergänzt: „Ich hoffe, dass Maltes Tod unsere Gesellschaft aufrüttelt. Wir haben auch in Deutschland ein großes Problem mit Hass gegen queere Menschen. Queerfeindliche Gewalt ist eine Bedrohung, die tödlich enden kann. Wir alle müssen uns jeden Tag gegen diese Gewalt stellen.“

Der queerpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Jürgen Lenders, äußert sich fassungslos gegenüber der Berliner Zeitung: „Meine Gedanken und tiefes Mitgefühl sind bei seiner Familie und seinen Freund*innen. Ich hoffe, dass der Täter schnell gefasst und bestraft wird. Die Tat von Münster zeigt, dass Homo- und Transfeindlichkeit in unserem Land eine reale Bedrohung ist. Queerfeindliche und transfeindliche Gewalt kann tödlich sein.“

Helmut Metzner, Vorsitzender der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, äußert sich in einem persönlichen Statement: „Ich trauere um den jungen Mann, der für die Rechte anderer eingetreten ist, weil sie ihn und uns alle angehen. Ich kannte ihn nicht und doch geht mir das Verbrechen nah. Es hätte auch mich treffen können.“

Bundesvorsitzende VelsPol (Mitarbeiternetzwerk für LSBTI in Polizei und Justiz), Diana Gläßer: „Diese transfeindliche und brutale Tat, zeigt in aller Deutlichkeit wie weit verbreitet Vorurteile und Hass gegen queere Menschen sind und wo dieser Hass enden kann. Wir müssen als Gesellschaft zusammenstehen und uns jeden Tag aufs Neue gegen diese Gewalt stellen."