Nach Amoklauf: Stiftungen verteidigen Zeugen Jehovas als „friedliebend“
Das Verbrechen in Hamburg dürfe nicht für vorurteilsbeladene Berichterstattung missbraucht werden. Die Würde der Opfer müsse gewahrt werden.

Nach dem Amoklauf in Hamburg haben zwei Stiftungen ihre Solidarität mit den angegriffenen Zeugen Jehovas bekundet. Zugleich warnten sie davor, über einen Zusammenhang zwischen der Glaubensgemeinschaft und den Motiven des Täters zu spekulieren. Die Opfer dürften nicht zur Erklärung der Taten eines Verbrechers missbraucht werden, erklärten die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und die Arnold-Liebster-Stiftung am Samstag gemeinsam in Berlin.
Bei Jehovas Zeugen handle es sich um eine friedliebende, der Gewaltlosigkeit verpflichtete christliche Gemeinschaft, für die Antirassismus seit Jahrzehnten gelebte Wirklichkeit sei, heißt es in der Stellungnahme: „Es verbietet sich, dieses schreckliche Verbrechen als Anlass für vorurteilsbeladene Berichterstattung oder Kommentare über Jehovas Zeugen zu missbrauchen.“
Die Ermittlungen müssten abgewartet und die Würde der Opfer gewahrt werden, betonten die Stiftungen. Politik, Gesellschaft und Medien in Deutschland hätten eine historische Verantwortung gegenüber Jehovas Zeugen. Angesichts der Amoktat mit mehreren Toten dürften sich jahrzehntelang gepflegte Vorurteile nicht Bahn brechen.
Die Glaubensgemeinschaft sei immer wieder angegriffen und verfolgt worden, heißt es weiter: „Jehovas Zeugen waren die erste Religionsgemeinschaft, die von den Nationalsozialisten verboten wurde. Die Nationalsozialisten ermordeten etwa 1.800 Zeugen Jehovas, weil sie den Kriegsdienst und den Führerkult verweigerten, christlichen Widerstand gegen die Terrordiktatur leisteten und anderen Verfolgten beistanden.“
