Amtsärztin: „Wir haben eine gigantische Zahl an Überstunden erreicht“
Gudrun Widder, Amtsärztin in Spandau, klagt, dass die eigentlichen Aufgaben nicht mehr erfüllt werden können.

Berliner Zeitung/Carsten Koall
Berlin-Durch die Dauerbelastung während der Corona-Krise können Berlins Gesundheitsämter zahlreiche Aufgaben nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Darauf hat Gudrun Widders aus dem Vorstand des Landesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes am Montag hingewiesen. Die Nachverfolgung von Kontakten bei nachgewiesenen Corona-Fällen sei mit großem Aufwand verbunden. „Wir kommen letztendlich nicht mehr zu unseren eigenen Aufgaben“, sagte die Spandauer Amtsärztin im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses. „Das ist die Problematik, die sich immer mehr herauskristallisiert für die Gesundheitsämter.“
Einschränkungen gebe es in verschiedenen Bereichen von der Beratung behinderter und chronisch kranker Menschen bis zur Überwachung der Trinkwasserqualität. Manches gehe gar nicht mehr, etwa das umfassende Aufsuchen von Familien in schwierigen Lebenslagen, sagte Widders. „Zahnärztliche Untersuchungen finden gar nicht mehr statt.“
Viele Mitarbeiter arbeiteten regelmäßig an Wochenenden oder hätten Urlaub verschieben müssen, so die Amtsärztin. Die Situation gehe an die Substanz. „Wir haben eine gigantische Zahl an Überstunden erreicht, die kaum abzubummeln ist.“ Die Kontaktverfolgung sei komplexer als von vielen angenommen und beschränke sich nicht darauf, Infektionsmeldungen entgegenzunehmen und Kontaktpersonen zu ermitteln.
