Der abberufene ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) in den sozialen Medien angegriffen. Auslöser dafür waren Äußerungen von Kretschmer, die am Dienstag in der Ukraine für Empörung sorgten. Sachsens Landeschef sagte, er will die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland trotz des Angriffskrieges auf die Ukraine nicht abreißen lassen.
„Wir müssen dafür eintreten, dass dieser Krieg eingefroren wird.“ Es gehe darum, Zeit zu gewinnen, um in Sicherheitsmaßnahmen investieren zu können, so Kretschmer. Denn Deutschland sei massiv abhängig von russischen Rohstoffen.
Melnyk will Kretschmers „Russland-Fantasien“ einfrieren
Das kam in der Ukraine nicht gut an. Ex-Botschafter Melnyk konterte prompt auf Twitter: „Barrdong Herr @MPKretschmer, aber die Ukrainer treten dafür ein, dass Sie Ihren Kopf in ein Tiefkühlregal stecken, um Ihre heißen Russland-Fantasien einzufrieren. Ihre ewige Anbiederung an Kriegsverbrecher Putin ist ekelerregend.“ Der Tweet war direkt an Kretschmer gerichtet.
Damit geht der Streit zwischen Melnyk und deutschen Politikern in die nächste Runde. So hatte Melnyk Bundeskanzler Olaf Scholz als „beleidigte Leberwurst“ betitelt, weil der sich weigerte, nach dem Skandal um eine Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Kiew zu reisen. Da stand der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj noch hinter seinem Botschafter Melnyk, da er auch mit seiner unorthodoxen Art einige Erfolge für die Ukraine verbuchen konnte. So hatte sich die Bundesregierung doch zu einigen Waffenlieferungen an die Ukraine durchgerungen.
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Barrdong Herr @MPKretschmer, aber die Ukrainer treten dafür ein, dass Sie Ihren Kopf in ein Tiefkühlregal stecken, um Ihre heißen Russland-Fantasien einzufrieren. Ihre ewige Anbiederung an Kriegsverbrecher Putin ist ekelerregend pic.twitter.com/rhUGhXxYZc
— Andrij Melnyk (@MelnykAndrij) July 19, 2022
Melnyk, der mehr als acht Jahre lang ukrainischer Botschafter in Deutschland war, wurde von Präsident Wolodymyr Selenskyj vor wenigen Tagen abberufen. Der umstrittene Diplomat war nach einem Interview mit dem Journalisten Tilo Jung heftig in die Kritik geraten. In dem Interview hatte er sich geweigert, den ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera als Faschisten zu bezeichnen und dessen Beteiligung an Massakern an Polen und Juden in der Ukraine geleugnet und heruntergespielt. Der Fehltritt war groß genug, dass sich sogar das ukrainische Außenministerium zu einer Distanzierung von den Äußerungen genötigt sah.
Die Kritik aus Israel und Polen war immens und auch in Deutschland hatte Melnyk durch die Äußerungen erheblich an Unterstützung eingebüßt.
