Gewalt in Zügen: Deutsche Bahn stattet Schaffner mit Bodycams aus

Die Zahl der Übergriffe auf Bahn-Mitarbeiter ist im letzten Jahr stark gestiegen. Jeder dritte Vorfall hatte mit der Durchsetzung der Maskenpflicht zu tun.

Bahn-Mitarbeiter mit Kundenkontakt sollen künftig besser geschützt werden.
Bahn-Mitarbeiter mit Kundenkontakt sollen künftig besser geschützt werden.picture alliance/dpa

Aufgrund immer häufigerer Angriffe auf ihre Mitarbeiter will die Deutsche Bahn (DB) Kundenbetreuer in Zügen künftig mit Bodycams ausstatten. Seit Februar laufe ein Testeinsatz mit Kameras am Körper in der Schwarzwaldbahn, teilte der Konzern am Samstag mit. Bald solle das Konzept auf weitere Strecken ausgeweitet werden.

Darüber hinaus plane man weitere Schutzmaßnahmen sowie Schulungen für Bahnmitarbeiter mit Kundenkontakt. Auch die Videoüberwachung an Bahnhöfen soll ausgeweitet werden. Aktuell betreibt die DB etwa 9000 Videokameras auf Bahnhöfen – bis 2024 sollen es 11.000 sein. In den Innenräumen von fast drei Viertel aller Nahverkehrs- und S-Bahnzüge seien schon jetzt fast 50.000 Kameras installiert.

Deutsche Bahn: Viele Angriffe durch Maskenverweigerer

Im vergangenen Jahr gab es nach DB-Angaben mit 3138 Fällen rund 21 Prozent mehr Übergriffe auf Bahnmitarbeiter als im Jahr 2021. Das liege zum Teil aber auch daran, dass wegen Corona ohnehin erheblich weniger Menschen mit der Bahn unterwegs waren. Dennoch war ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.

Etwa 30 Prozent der Angriffe seien auf die Durchsetzung der Maskenpflicht zurückzuführen. Diese wurde nun im Februar deutschlandweit aufgehoben. Weitere rund sieben Prozent der Fälle standen 2022 demnach im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket, das im Juni, Juli und August für ein explodieren der Passagierzahlen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geführt hatte.

Seit 2012 hatte die Gewalt gegen Bahnmitarbeiter jedes Jahr zugenommen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 nahm sie mit 2558 Übergriffen im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent leicht ab.

Nachdem 2022 die meisten behördlichen Corona-Schutzmaßnahmen weggefallen waren, waren die Reisendenzahlen im Jahresverlauf erheblich angestiegen. Seit dem Sommer waren sie nach DB-Angaben wieder auf Vor-Corona-Niveau, zum Teil lagen sie deutlich höher. Das „massive Nachholen von Veranstaltungen“ und der wiedererstarkende Fußballreiseverkehr hätten zum Anstieg der Übergriffe beigetragen.