Wirkung von Twitter-Debatte: Sophie Passmann entschuldigt sich
Auf Social Media wurde die Autorin in den vergangenen Tagen massiv für ein Interview kritisiert. Nun hat sie sich für eine Passage des Textes entschuldigt.

Es tue ihr leid, schreibt Sophie Passmann, die Passage war missverständlich, es war ihr Fehler. Sie habe Leute verletzt, das sei nicht ihre Absicht gewesen. Mit diesen Worten entschuldigt sich die Autorin am Dienstagmorgen auf ihrem Instagram-Profil. Grund für diesen reumütigen Post war eine Welle der Empörung auf digitalen Kanälen wie dem Kurznachrichtendienst Twitter. Der „Fehler“, schreibt Passmann nun, sei dadurch entstanden, dass sie das Interview „nicht gründlich freigegeben habe“.
Was ist passiert? Am Freitag erschien ein Interview mit der 28-Jährigen auf der Homepage des Magazins annabelle. Der Ton des Gesprächs wurde Passmann über die folgenden Tage in den digitalen Netzwerken von verschiedenen Usern als selbstgefällig angekreidet, besondere Kritik erhielt sie aber für eine Stelle. Es ging um Fragen von Repräsentation in den Medien. Ob diese in der heutigen Zeit, und gerade im Internet, oft wichtiger genommen würde als die Sache selbst.
Sophie Passmann entschuldigt sich und rechtfertigt ihre Aussage
Passmann sagte im Interview: Durch Repräsentation würden die „bestehenden Strukturen weiter zementiert statt dekonstruiert“. Und: „Wenn Redaktionen im Namen des Antirassismus eine schwarze Frau zum vermeintlichen Sprachrohr von rassistischen Erfahrungen in Deutschland machen, führt das dazu, dass wieder nur ein Standard reproduziert wird: Wer spricht am lautesten, am funkyesten in ein Interview-Mikrofon hinein? Ohne dabei irgendetwas gegen Rassismus getan zu haben.“ Für diese Sätze kritisierten sie vor allem antirassistische Feministinnen.
Am Dienstag schreibt Passmann nun, sie habe nicht die „Daseinsberechtigung Schwarzer Medienschaffender, die sich gegen Rassismus aussprechen“ schmälern oder negieren wollen. Sie rechtfertigt ihre im Interview gefallenen Sätze: „Ich kritisiere den Medienbetrieb für seine weiterhin nach einer alten und damit patriarchalen Struktur funktionierenden Regel, der einzelne Sprecher*innen verschiedener Gruppen zu Tokens macht und sich damit von echter Arbeit reinwäscht.“ Mit Tokens sind als beispielhaft dargestellte Personen gemeint, häufig bezieht sich das auf Geschichten und Bilder in Integrationsdebatten oder in sogenannten Aufstiegsgeschichten.
Zuvor räumt Passman auch ein, von Rassismen selbst nicht betroffen zu sein: „Für die Leichtigkeit, mit der ich diese Passage überlesen habe, schäme ich mich, sie zeigt, dass ich leichtfertig mit einem Thema umgegangen bin, das mir selbst nicht nahegeht.“ In den kommenden Wochen würde sie über das Thema nachdenken wollen.
Die Reaktion von @SophiePassmann auf die Kritik an ihren Aussagen ist klug und reflektiert. Ich würde mir wünschen, dass Menschen öfter verstehen, was das Problem ist, warum sie Menschen verletzt haben und dass sie sich offen und öffentlich äußern, ohne alles schlimmer zu machen.
— Stephan Anpalagan (@stephanpalagan) July 19, 2022
Die Kommentare in den digitalen Netzwerken lesen sich – wie sollte es anders sein – gespalten. Die einen gestehen ihr zu, sich falsch ausgedrückt zu haben, wertschätzen die Entschuldigung. So etwa der Journalist Stephan Anpalagan: Passmanns Entschuldigung sei klug und reflektiert. „Ich würde mir wünschen, dass Menschen öfter verstehen, was das Problem ist, warum sie Menschen verletzt haben und dass sie sich offen und öffentlich äußern, ohne alles schlimmer zu machen.“
Die Moderatorin Aminata Belli dagegen schreibt „Schön, dass du jetzt verstanden hast, was du in unserem Gespräch noch nicht gesehen hast und vor allem schön, dass du dich nun dafür entschuldigst.“ Doch sie weist auch auf die entstandenen Verletzungen und die ungleiche Betroffenheit von Rassismus hin: „Für mich und viele meiner Kolleginnen und Kollegen war dieses ✨funky✨ ins Mikro Gerede 2020 nach George Floyd nämlich verstörend, andere würden traumatisierend sagen. Sich danach aus dem Politik Scheiß rauszuziehen und Psychohygiene zu betreiben tut wahnsinnig gut. Ist für viele Menschen so aber einfach nicht möglich.“
