Zum Weltfrauentag will die FDP-Abgeordnete Maren Jasper-Winter bei der nächsten Sitzung im Berliner Abgeordnetenhaus einen Antrag einbringen. Mit diesem Plan sollen junge Mädchen schon früh für Naturwissenschaften, die sogenannten Mint-Fächer, begeistert werden. Und später bessere Chancen haben. Warum ausgerechnet der Berliner Senat Gleichberechtigung schaffen soll und warum die FDP-Politikerin heute noch im Berliner Alltag auf alte Geschlechterklischees und nervige Rollenbilder trifft, erklärt sie im Interview mit der Berliner Zeitung.
Frau Jasper-Winter, Sie wollen per Antrag den Senat dazu auffordern, Mädchen in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu fördern. Die Mädchen sollen so später als Frauen, die Möglichkeit bekommen, technische Berufe zu erlangen, um dann gleichberechtigter sein. Sie sprechen im Antrag vom „Kampf gegen Rollenklischees und Geschlechterklischees.“ Wann ist Ihnen das letzte Mal so ein Klischee eigentlich aufgefallen?
Vor kurzem, als ich in einem Spielzeugladen ein Geschenk für einen Freund meines Sohnes kaufen wollte. Die Aufteilung zwischen Mädchen- und Jungsspielzeug ist wirklich sehr ausgeprägt. In der Ecke für die Jungen findet man dann die technischen und in der Ecke für Mädchen die „sozialen“ Spielzeuge. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass einem Mädchen auf eine Kindergeburtstag ein „Forscherset“ geschenkt wurde. Jungen bekommen so etwas viel häufiger geschenkt.
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„Ich kenne Mädchen, die wären gute Naturwissenschaftlerinnen geworden“
Aber kann Politik allein Klischees bekämpfen? Braucht es dafür nicht noch mehr? Ein Umdenken im Elternhaus? Mehr Vorbilder wie die Virologin Sandra Ciesek, die während der Pandemie eine große Rolle spielt, zum Beispiel?
Politik allein kann Klischees nicht bekämpfen. Entscheidend ist ein Umdenken in der Gesellschaft. Und Eltern spielen eine ganz wichtige Rolle. Deshalb möchten wir sie auch einbinden. Wir setzen uns dafür ein, dass junge Menschen, die eine Ausbildung in einem technischen Bereich machen, in die Schulen gehen als Botschafterinnen und Botschafter. Diese jungen Menschen, vor allem auch Mädchen, können auch auf Elternabenden ihre Berufe vorstellen. Baden-Württemberg hat mit Azubi-Botschafterinnen und Botschaftern sehr gute Erfahrungen gemacht. So etwas wünschen wir uns auch für Berlin.
Der Antrag ist ja sehr umfangreich, welche wichtigen Punkte, die Sie noch nicht genannt haben, stehen noch drin.
Um das Interesse von Mädchen, aber auch Jungen, an technische Zusammenhängen zu wecken, möchten wir Werkunterricht an allen Grundschulen einführen, in dem in „Maker Spaces“ auch digitale Medien verwendet werden, z.B. 3-D-Drucker. Wichtig ist uns auch, dass Hochschulen, zum Beispiel im Fach Informatik, mit Schulen kooperieren und mit Lernprojekten vertreten sind. Die Hochschulen sollten sich selber ehrgeizige Ziele setzen, um ihren Anteil an weiblichen Studierenden in den MINT-Fächern zu erhöhen. Ein Kontakt zu den Schulen, bei dem insbesondere auch die Mädchen gefördert werden, ist hier ein erfolgversprechender Weg. Diese Kooperation wollen wir institutionalisieren.
Und was ist mit Ihnen? Wollten Sie eigentlich mal Naturwissenschaftlerin werden? Glauben Sie, dass für Sie bei dem Thema Vorbild genug sind?
Ich persönlich habe mich eher für Sprachen, Politik und Geschichte interessiert. Naturwissenschaftlerin wollte ich nicht werden. Ich glaube aber, dass einige meiner damaligen Mitschülerinnen gute Naturwissenschaftlerinnen, zum Beispiel Informatikerinnen, geworden wären, sich selbst da aber als Mädchen nicht gesehen haben. Mein Weg hat mich in die Politik geführt. In einen Bereich, in dem es immer noch mehr Männer als Frauen gibt. Insofern hoffe ich ein Vorbild für Mädchen sein zu können, die Lust haben, sich politisch zu engagieren. Hier muss sich auch noch viel tun.
