Drei Tage nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini sind im Iran wieder Menschen in mehreren Städten auf die Straßen gegangen.
Im Kurdengebiet im Nordwesten des Iran kam es erneut zu Demonstrationen, die die Polizei mit Tränengas aufzulösen versuchte, wie iranische Medien am Montag berichteten. Es gab demnach „mehrere Festnahmen“. Die 22-jährige Mahsa Amini, die nach ihrer Festnahme durch die Polizei in Teheran gestorben war, stammte aus der Region.
Die junge Frau war am Dienstag in Teheran wegen „des Tragens unangemessener Kleidung“ festgenommen worden und unter noch ungeklärten Umständen auf der Polizeiwache zusammengebrochen und später im Krankenhaus gestorben. Ihr Tod hatte im ganzen Land eine Welle der Empörung gegen die Sittenpolizei ausgelöst, die schon seit Längerem in der Kritik steht. Die meisten Zeitungen des Landes widmeten der Toten am Sonntag ihre Titelseiten.
This is the city where #MahsaAmini the Iranian girl who got killed by hijab police was born.
— Masih Alinejad 🏳️ (@AlinejadMasih) September 19, 2022
Today iran’s Security Forces use guns and tear-gas, they opened fire at every single houses to prevent people from taking to the streets to protest against Mahsa’s death.#مهسا_امینی pic.twitter.com/WwH3hK87cv
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Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Fars meldete am Montag, in Sanandaj, der Hauptstadt der Kurdenregion, hätten sich am Sonntag etwa 500 Demonstranten versammelt. „Sie haben Slogans gegen die Verantwortlichen des Landes gerufen“, berichtete Fars. Autoscheiben seien zerschlagen und Mülltonnen angezündet worden. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die Menge auseinanderzutreiben. Es habe mehrere Festnahmen gegeben. „Zahlreiche Demonstranten sind überzeugt, dass Mahsa infolge von Folter gestorben ist“, schrieb Fars.
In Saghes in der kurdischen Region – der Heimatstadt der gestorbenen 22-Jährigen – hatten Demonstranten schon am Samstag Steine auf das Gouverneursbüro geworfen und Parolen gerufen. Auch vor dem Krankenhaus in Teheran, in dem die junge Frau nach drei Tagen im Koma gestorben war, hatten sich Menschen zuvor versammelt.
Amini war Polizeiangaben zufolge nach ihrer Festnahme zusammen mit anderen Frauen auf eine Polizeidienststelle gebracht worden, um über die islamischen Kleidervorschriften unterrichtet zu werden. Dort sei sie in einem Besprechungsraum „plötzlich ohnmächtig“ geworden und ins Krankenhaus gebracht worden. Demnach erlitt sie einen Herzanfall.
Die Polizei erklärte, es habe keinerlei „körperlichen Kontakt“ zwischen ihr und den Polizeibeamten gegeben. Laut dem Sender 1500tavsir, der über Menschenrechtsverstöße im Iran berichtet, soll sie allerdings einen Schlag auf den Kopf bekommen haben.
درگیری لباس شخصیها با دانشجویان#تهران #مهسا_امینی #گزارشگرمنوتو
— اتاق خبر منوتو (@ManotoNews) September 19, 2022
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Die Sittenpolizei, die auf Irans Straßen die Einhaltung der Kopftuchpflicht und anderer Regeln kontrolliert, geriet in jüngster Zeit mehrfach in die Kritik. Am Sonntagabend telefonierte Präsident Ebrahim Raisi mit Aminis Familie. Nach Angaben des Präsidialamts sicherte Raisi dabei zu, „dass er die Untersuchung bis zur Aufklärung der Angelegenheit verfolgen“ werde.
Der Vater des Opfers, Amjad Amini, machte am Montag deutlich, dass er die Erklärungen der Polizei nicht akzeptiere. Er kritisierte auch, dass die Rettungskräfte seiner Tochter zu spät zu Hilfe gekommen seien. Er wies auch Angaben der Regierung zurück, dass seine Tochter schon Vorerkrankungen gehabt habe. Seine Tochter sei „kerngesund“ gewesen, sagte er.
