Aus für Verbrennungsmotor? 300 Wissenschaftler warnen vor Verbot

Die Forscher sind der Ansicht, dass die „realen“ CO₂-Emissionen aller elektrisch betriebenen Autos (BEV) oft verzerrt dargestellt werden.

Der Auspuff eines Autos
Der Auspuff eines Autosimago/Christian Ohde

In einem offenen Brief warnen mehr als 300 Wissenschaftler davor, den Verbrennungsmotor zu früh abzuschaffen. Der Anlass: Das EU-Parlament will am Mittwoch über den Vorschlag der EU-Kommission abstimmen, Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 zu verbieten.

Die Experten, die aus den Fächern Maschinenbau, Verfahrenstechnik oder Chemieingenieurwesen stammen, schreiben, sie hätten „große Bedenken bezüglich der vorgeschlagenen Gesetzgebung zur Reduzierung der CO₂-Emissionen“. Die Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die „realen“ CO₂-Emissionen aller elektrisch betriebenen Autos (BEV) oft verzerrt dargestellt werden.

Wissenschaftler: EU-Berechnung ist „nutzlos und irreführend“

Die Berechnung der CO₂-Emissionen eines Strombedarfs nach dem Standardansatz der EU sei „nutzlos und irreführend“. Die Berechnung würde zudem „die realen CO₂-Emissionen des Strombedarfs bei weitem“ unterschätzen, heißt es in dem Schreiben. Der zusätzliche Strombedarf müsse überdies im Wesentlichen durch fossile Energieträger gedeckt werden. Dies führe zu der angenommenen „Irreführung“, aus der sich die „deutlich erhöhten“ CO₂-Emissionen ergäben.

Der Verbund, der das Schreiben unter dem Label Internationale Vereinigung zur Erforschung nachhaltiger Antriebs- und Fahrzeugtechnik (IASTEC) absetzte, befürwortet eine Weiterentwicklung der Elektromobilität, setzt sich aber auch für einen „deutlich ambitionierteren“ Ausbau von sogenannten reFuels als „Beimischungskomponenten zum Kraftstoff“ ein. ReFuels sind regenerative, Bio- und synthetische Kraftstoffe.

Es ist nicht der erste offene Brief, den die IASTEC verfasst hat. Bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten Wissenschaftler derartige Forderungen auf ähnliche Weise. Das Schreiben wurde allerdings scharf kritisiert – so unter anderem von Professor Christian Rehtanz von der TU Dortmund. Der Brief sei „hochgradig peinlich“ und ein „wissenschaftlich verbrämtes Lobbyistenschreiben“.

Zu den Verfassern des nun veröffentlichten Briefs gehören rund 60 Fachleute aus Deutschland – darunter Wissenschaftler vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Insgesamt haben 314 Fachleute das Schreiben unterzeichnet. Zuvor hatten sich auch Unternehmen wie Ford und Volvo zusammengeschlossen, um ihrerseits in einem offenen Brief ein Verbot für Autos mit Verbrennungsmotor in der EU anzustrengen.