Nach einem Großbrand und einer Explosion in einem Containerdepot in Bangladesch mit Dutzenden Toten macht die Feuerwehr dem Betreiber schwere Vorwürfe. Die Einsatzkräfte seien nicht darüber informiert worden, dass in dem Depot hochexplosives Wasserstoffperoxid gelagert war, sagte der leitende Feuerwehrmann Purnachandra Mutsuddi am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Nach offiziellen Angaben starben bei dem Unglück in der südlichen Stadt Sitakunda mindestens 49 Menschen, mehr als 300 weitere wurden verletzt.
Mehrere Hundert Einsatzkräfte waren am Sonnabendabend bei der Bekämpfung eines Brandes in dem Lager für Schiffscontainer im Einsatz, als ein Container mit Chemikalien explodierte. Dabei starben mindestens neun Feuerwehrleute. Unter den Toten und Verletzten sind laut dem Chefarzt der nahe gelegenen Großstadt Chittagong, Elias Chowdhury, neben zahlreichen Feuerwehrleuten und Polizisten auch Journalisten, die über den Brand berichtet hatten.
Explosion in Bangladesch: „Feuerbälle“ regneten vom Himmel
Einige der Container im Depot hätten Wasserstoffperoxid enthalten, sagte der Leiter der Feuerwehr, Brigadegeneral Main Uddin. Augenzeugen berichteten, dass die Explosion die ganze Stadt erschüttert habe. Purnachandra Mutsuddi, der den Feuerwehreinsatz geleitet hatte, sagte, einer der Container im Depot sei „über 150 Meter weit geflogen“. Der 60-jährige Mohammad Ali, der in der Nähe einen Lebensmittelladen betreibt, berichtete, am Himmel habe er „Feuerbälle“ gesehen, die wie brennender Regen niedergingen.
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Der stellvertretende Leiter der Feuerwache von Chittagong, Purnachandra Mutsuddi, sagte, das Containerdepot habe weder einen Brandschutzplan gehabt noch über Löschmittel verfügt, um das Feuer einzudämmen. „Sie haben uns auch nicht über die Chemikalien informiert“, sagte er mit Blick auf das dort gelagerte Wasserstoffperoxid. „Hätten sie das getan, hätte es viel weniger Opfer gegeben“, sagte er.
Ein Dutzend Verletzte noch in Lebensgefahr
Wegen zahlreicher schwerer Verletzungen und angesichts der noch andauernden Lösch- und Bergungsarbeiten dürfte die Opferzahl noch steigen. Rund ein Dutzend der 300 Verletzten schwebte am Montag in Lebensgefahr und wurde deshalb in die Hauptstadt Dhaka geflogen. Laut Chefarzt Chowdhury hat eine Reihe der Verletzten schwere, teils lebensgefährliche Verbrennungen von 60 bis 90 Prozent der Körperoberfläche erlitten.
Am Montag, über 36 Stunden nach der Explosion, schwelten in dem Depot immer noch Brände, aus Dutzenden Containern quoll Rauch. Dadurch wurden Rettungskräfte weiterhin daran gehindert, auf dem Areal nach Opfern zu suchen. Laut einem Feuerwehrmann vor Ort war das Feuer unter Kontrolle. „Aber die Chemikalien sind das Hauptproblem.“
Kleidungsstücke im Wert von rund 110 Millionen Dollar zerstört
Die Polizei gab zunächst nicht bekannt, gegen wen wegen des Brandes ermittelt wird. Man werde „alles untersuchen“, sagte der örtliche Polizeichef Abul Kalam Azad. Der Chef des Containerlagers, Mujibur Rahman, erklärte, die Brandursache sei noch unklar. Nach seinen Angaben arbeiteten etwa 600 Menschen in dem Depot.

Laut einem Wirtschaftsverband wurden durch den Brand für den Export in westliche Staaten bestimmte Kleidungsstücke im Wert von rund 110 Millionen Dollar zerstört. „Das ist ein großer Verlust für die Branche.“
Das betroffene B.M Container-Depot in Sitakunda ist ein seit 2012 bestehendes Joint Venture, ein internationaler Zusammenschluss bangladeschischer und niederländischer Unternehmer. Sitakunda liegt rund 40 Kilometer vom enorm wichtigen Hafen Chittagong entfernt. An dem Seehafen am Golf von Bengalen werden Waren im Wert von rund 90 Prozent des Handelsumsatzes von ganz Bangladesch umgeschlagen. Darunter ist insbesondere Kleidung für internationale Ketten wie H&M und Walmart.
