„Basic Instinct“-Vergleich: Sexismus-Skandal um britische Spitzenpolitikerin
Angela Rayner ist stellvertretende Vorsitzende der Labour-Partei. Ein konservativer Abgeordneter wirft ihr vor, Boris Johnson mit einem Rock abgelenkt zu haben.

In Großbritannien sorgt ein Fall von Sexismus für Aufsehen. Im Mittelpunkt stehen Angela Rayner, die stellvertretende Vorsitzende der Labour-Partei, ein bislang anonymer konservativer Abgeordneter und eine britische Zeitung. Der Mann soll nach einem Bericht der Mail on Sunday gesagt haben, Rayner habe versucht, den Premierminister während einer Debatte „abzulenken“ und „aus dem Konzept zu bringen“, indem sie ihre Beine über- und untereinander schlug. Der Artikel in der Mail on Sunday wird nun scharf kritisiert.
Stellvertretende Labour-Vorsitzende mit Sharon Stone verglichen
Darin wird Rayner als „ein voll bekleidetes parlamentarisches Äquivalent zu Sharon Stones berüchtigter Szene in dem Film ‚Basic Instinct‘ aus dem Jahr 1992“ bezeichnet. In dem Film lenkt Sharon Stone einen Polizisten (gespielt von Michael Douglas) während eines Polizeiverhörs durch einen kurzen Rock ab. Rayner bezeichnete den Vorgang in einer ersten Reaktion als „verzweifelte, perverse Verleumdungen“.
Rayner teilte mit: „Ich werde eines ‚Tricks‘ beschuldigt, um den hilflosen Premierminister ‚abzulenken‘ - weil ich eine Frau bin, Beine habe und Kleider trage.“ Und weiter: „Frauen in der Politik sind jeden Tag mit Sexismus und Frauenfeindlichkeit konfrontiert - und ich bin nicht anders.“ Boris Johnson sagte am Montag, er habe sich mit Rayner wegen des Artikels in Verbindung gesetzt, den er als „die entsetzlichste Ladung sexistischer, frauenfeindlicher Kacke“ bezeichnete. Das meldet die Nachrichtenagentur AP.
Johnson drohte dem anonymen Politiker, der den „Basic Instinct“-Vergleich gezogen hatte, er würde „den Schrecken der Welt“ erleben, wenn er identifiziert würde. „So etwas ist völlig unerträglich“, sagte Johnson gegenüber britischen Sendern.

Mehr als ein Jahrhundert, nachdem die erste weibliche Gesetzgeberin ins britische Parlament gewählt wurde, machen Frauen aktuell nur 34 Prozent der 650 Abgeordneten im Unterhaus aus. Viele britische Politikerinnen sagten, der Artikel sei ein extremes Beispiel für den Sexismus, dem sie täglich begegnen. Die Labour-Abgeordnete Rachel Reeves sagte laut AP, sie hoffe, dass der Artikel die Menschen dazu veranlassen werde, „diese Frauenfeindlichkeit und diesen Sexismus als das zu benennen, was es ist, (damit) wir etwas ändern können, denn Angela und kein anderer Abgeordneter sollte sich diesen Müll gefallen lassen müssen“.
„Keine Frau in der Politik sollte sich so etwas gefallen lassen müssen“
Auch hochrangige konservative Abgeordnete verurteilten die Äußerungen. Gesundheitsminister Sajid Javid teilte bei Twitter mit: „Keine Frau in der Politik sollte sich so etwas gefallen lassen müssen.“ Die konservative Abgeordnete Caroline Nokes, die den Frauen- und Gleichstellungsausschuss des Parlaments leitet, sagte, sie habe den Sprecher des Unterhauses, Lindsay Hoyle, gebeten, den verantwortlichen Journalisten, der den Artikel geschrieben hat, zu tadeln.
Hoyle sagte dazu, er habe den Herausgeber der Zeitung vorgeladen, um über den Artikel zu sprechen. Hoyle sagte weiter, dass die Medienfreiheit zwar „einer der Bausteine unserer Demokratie“ sei. Die Veröffentlichung solcher „frauenfeindlichen und beleidigenden“ Artikel könnten „Frauen, die eine Kandidatur in Erwägung ziehen könnten, nur abschrecken, zum Schaden von uns allen“. Nach Angaben von AP lehnte Associated Newspapers, der Herausgeber von The Mail on Sunday, eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zunächst ab.
