Um kurz nach halb zehn ging am Mittwoch die Sonne in Berlin unter. Das Reiterstandbild Unter den Linden war eine Viertelstunde später kaum noch zu erkennen. Es wird seit diesem Abend nicht mehr angestrahlt - als eine von sechs Sehenswürdigkeiten in der Stadt. Tag für Tag werden weitere Wahrzeichen der Stadt folgen. Es wird dunkler in Berlins Nächten.
Tagsüber sind seit Mittwoch dafür die Mitarbeiter einer Elektrofachfirma unterwegs, in gleich drei Teams. An jedem Tag sollen sie 100 bis 120 Strahler außer Betrieb setzen, teilte die Senatsverwaltung für Umwelt mit.
Damit die Berliner Wahrzeichen auch bei Dunkelheit leuchten, sind jährlich etwa 200.000 Kilowattstunden Strom nötig. Das kostet das Land Berlin etwa 40.000 Euro pro Jahr. Im Kampf gegen den drohenden Energienotstand und ständig steigende Kosten soll nun an allen Ecken und Enden gespart werden. Den Anfang macht das Land an Sehenswürdigkeiten und öffentlichen Gebäude – ihnen wird das Licht ausgeknipst.
Als Auftaktmaßnahme hat die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz am Mittwoch nun eben die Strahler der ersten Bauwerke abgeschaltet. Weitere werden folgen, insgesamt 200. Dabei sei der Energiespar-Effekt entscheidend, nicht die reine Wirtschaftlichkeit, die in dieser Lage schwer kalkulierbar sei, heißt es in einer Pressemitteilung.
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In drei bis vier Wochen sollen die Elektriker ihre Arbeit beendet haben. Dunkel bleiben dann Siegessäule, Staatsoper, Deutsche Oper, Zeughaus, Gedächtniskirche, Berliner Dom, Rotes Rathaus, Elefantentor und Zoo-Eingang, Jüdisches Museum, die Ruine am Anhalter Bahnhof, die Amerika- Gedenkbibliothek, Schloss Charlottenburg, Charlottenburger Tor. Kirchen wie die Nikolaikirche, Statuen wie die von Bismarck, Moltke und Wagner im Tiergarten und auch Brückenbauwerke sollen nicht mehr beleuchtet werden.

Energiesparen: Das Land Berlin will als gutes Beispiel vorangehen
Senatorin Bettina Jarasch (Grüne) sagte dazu: „Angesichts des Krieges gegen die Ukraine und der energiepolitischen Drohungen Russlands ist es wichtig, dass wir möglichst sorgsam mit unserer Energie umgehen. Das gilt auch und gerade für die öffentliche Hand. Deshalb werden wir die in unserer Verantwortung stehenden Gebäude Berlins nicht mehr anstrahlen. Das ist aus unserer Sicht in dieser Situation gut vertretbar, auch um einen sichtbaren Beitrag zu leisten.“ Ist die Hauptstadt nicht im Energiesparmodus, erleuchten rund 1400 Strahler die insgesamt 200 Objekte.

Berlin spart Energie: Hier gingen die ersten Lichter aus
Die Elektriker der Fachfirma arbeiten sich von innen nach außen. So soll das Berliner Stadtzentrum als erstes dunkel werden. Danach folgen die weiteren Bereiche.
- Dom
- Marienkirche
- Lustgarten
- Zeughaus
- Altes Palais
- Reiterstandbild Unter den Linden
Ronald Gläser: „Berlins Vorbild scheint Pjöngjang zu sein“
Für die Sparmaßnahmen zeigt allerdings nicht jeder Verständnis. Es hagelt bereits Kritik vom Parlamentarischen Geschäftsführer der AfD-Hauptstadtfraktion, Ronald Gläser. Er sagt: „Einerseits wird uns andauernd versichert, es drohe keine Stromkrise. Andererseits will der Senat die Berliner Sehenswürdigkeiten nicht mehr beleuchten, um Energie zu sparen. Als Tourismusmetropole macht sich die Stadt damit ein gutes Stück unattraktiver. Berlins Vorbild scheint nicht mehr Paris zu sein, sondern Pjöngjang. Immerhin macht sich der Senat mit dieser Maßnahme ehrlich und zeigt: Mit Rot-Grün-Rot wird es in Berlin zappenduster.“
