Bereits fast 44.000 Tote: Katastrophenschutz erwartet heftiges Nachbeben

In der syrisch-türkischen Erdbebenregion ist die Gefahr noch nicht gebannt. Noch immer werden Überlebende gefunden. Auch eine Kuh sorgte für Aufsehen.

Blick auf Trümmer zerstörter Gebäude im türkischen Kahramanmaras.
Blick auf Trümmer zerstörter Gebäude im türkischen Kahramanmaras.Hussein Malla/AP

Die Menschen in den von Erdbeben zerstörten Gebieten müssen auch in den kommenden Tagen mit starken Erschütterungen rechnen. Man erwarte Nachbeben mit einer Stärke von mehr als fünf, sagte der Geschäftsführer für Risikominderung des türkischen Katastrophenschutzes Afad, Orhan Tatar, am Freitag der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Etwa alle vier Minuten gebe es in der Region ein Nachbeben.

Bisher habe es mehr als 4700 Nachbeben gegeben, 40 dieser Beben seien Stärker als 4 gewesen. „Das ist eine sehr außergewöhnliche Situation“, sagte Tatar. Mehr als 84.000 Gebäude in der Türkei seien entweder eingestürzt oder stark beschädigt, sagte der Minister für Stadtplanung, Murat Kurum, am Freitag.

In den Erdbebengebieten wird immer noch davor gewarnt, in die Häuser zurückzukehren und darum gebeten, sich von Gebäuden fernzuhalten. Aus Mangel an Alternativen, auf der Suche nach Kleidung oder auch nach persönlichen Gegenständen gehen Menschen jedoch immer noch zurück in ihre Gebäude, wie eine dpa-Reporterin von vor Ort berichtete.

Die Zahl der bestätigten Todesopfer durch das verheerende Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist auf fast 44.000 gestiegen. Zehntausende wurden zudem verletzt, Tausende gelten noch als vermisst. Millionen sind von den Auswirkungen der heftigen Erdstöße betroffen.

Zwei Männer wohl nach 261 Stunden aus Trümmern gerettet

Rettungskräfte in der Türkei haben nach eigenen Angaben erneut zwei Männer aus den Trümmern in der Stadt Antakya retten können. Die beiden seien in der 261. Stunde nach Beginn der Erdbebenkatastrophe befreit worden, berichtete der staatsnahe Sender CNN Türk am Freitag und bezeichnete die Rettung der 26 und 34 Jahre alten Männer als „doppeltes Wunder“. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Einer der Männer habe gleich danach darauf bestanden, mit einem Angehörigen zu telefonieren, twitterte der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca. Der Angerufene brach am Telefon in Tränen aus, als er von dem Geretteten hörte, wie auf einem Video zu sehen war. Der Mann werde nach einer ersten Behandlung im Feldlazarett nun im Krankenhaus behandelt, so Koca auf Twitter.

Menschen können in der Regel etwa 72 Stunden ohne Wasser überleben. Die, die nun noch gerettet werden, müssen Medizinern zufolge also irgendeine Art von Wasserversorgung in den Trümmern gefunden haben.

Frau füttert ihre verschüttete Kuh elf Tage – jetzt ist sie frei

Auch der Fall einer Kuh sorgte für Aufsehen. Birgül Tuncay gab ihre verschüttete Kuh niemals auf. Elf Tage lang habe die Bäuerin ihre eingeklemmte Kuh namens Birican in einem Dorf in der Südosttürkei gefüttert. Nun haben Helfer das Tier befreit, wie etwa der Sender CNN Türk am Freitag berichtete. „Heute bin ich sehr glücklich, Gott sei Dank“, sagte Bäuerin Tuncay in einem Video. „Ich liebe meine Tiere wie meine Kinder.“ Der Verkauf ihrer Milch sichere der Familie das Überleben, sagte die Frau der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Videos zeigten die Frau, wie sie in den vergangenen Tagen mit Heu in die Trümmer kletterte, um zu der Kuh zu gelangen.

Das Ehepaar Tuncay aus dem Dorf Dardagan in der Provinz Adiyaman überlebte die Beben den Angaben zufolge mit leichten Kratzern. Ihre Tiere traf es jedoch härter. Nur zwei ihrer Kühe haben den Berichten zufolge überlebt. Ihre 15 Ziegen und 30 Hühner seien getötet worden. Die nach dreistündigen Rettungsarbeiten befreite Kuh werde nun medizinisch versorgt.