Bergbau-Bündnis: Bodenschätze der Arktis bringen China mit Russland zusammen
In der Republik Komi will Russland wertvolle Rohstoffe erschließen. Der Ukraine-Krieg gefährdet mögliche Investitionen aus Übersee. Nun könnte China die Hand ausstrecken.

Ein großes chinesisches Staatsunternehmen spricht laut einem Medienbericht mit Vertretern eines russischen Bergbaukonzerns über eine mögliche Kooperation. Der Nachrichtenseite Janes zufolge planen China und Russland offenbar eine Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung des Pizhemskoye-Projekts zur Gewinnung des massiven Vorkommens an Titanerz und Quarzsand.
Das Projekt in der russischen Republik Komi in Nähe des Nordpolarkreises gilt als mögliche Säule der sicherheitspolitischen Pläne des Kremls zur Weiterentwicklung der Arktis. Dass China nun die Fühler ausstreckt, hat wohl mehrere Hintergründe: So überschneiden sich die Interessen von Peking mit denen von Moskau im Hinblick auf die langfristige Erschließung von Rohstoffen wie Titan: Diese haben erhebliche Bedeutung für die heimischen Luft- und Raumfahrt-, Verteidigungs-, Chemie- und Autoindustrien. Auch könnte China eine wichtige Rolle spielen bei dem Investitionsvorhaben von Russland, mit dem sogenannten Nördlichen Seeweg eine ganzjährige transarktische Passage für die Seefahrt zwischen Europa und Asien zu etablieren.
Russland importiert bislang viel Titanerz aus der Ukraine
Bei dem Treffen sollen beide Seiten die Möglichkeit diskutiert haben, Titanerz, Eisenerz und Quarz aus Pizhemskoye nach China zur weiteren Verarbeitung zu exportieren. Obwohl China ebenfalls zu den führenden globalen Quellen von Titanerz gehört, importiert das Land auch viel dieses Rohstoffes. Für Russland hat die Erschließung weiterer, insbesondere inländischer Titan-Quellen noch brisantere Bedeutung, denn ein Großteil seiner Titanerze stammten bislang aus der Ukraine. Das Pizhemskoye-Projekt bietet in dieser Hinsicht sicherheitspolitische und wirtschaftliche Unabhängigkeit von ausländischen Rohstofflieferanten.
Zur Erschließung der Pizhemskoye-Bodenschätze plant Russland unter anderem einen Tiefseehafen in Indiga und den Bau neuer Bahnstrecken zwischen dem Hafen und den Abbau-Anlagen in der Republik Komi. Mit Blick auf das Ausmaß der notwendigen Investitionen hatte Moskau noch vor seinem Angriffskrieg in der Ukraine weitere Finanzierung unter anderem von internationalen Banken angestrebt. Laut dem Janes-Bericht ist der finanzielle Status dieser Projekte inzwischen unklar - eine Beteiligung Chinas könnte Russland in diesem Punkt unter die Arme greifen.
