Bericht: 70 Prozent der Berliner Haushalte könnte der Strom abgestellt werden

Die Berliner Behörden bereiten sich darauf vor, dass es im Winter zu einem Strom- und Gasausfall kommt. Mehrere Szenarien werden erörtert.

Auf der Südseite (links) der Frankfurter Allee sind die Lichter wegen eines Stromausfalls aus. Das könnte laut einem Bericht 70 Prozent der Haushalte in Berlin drohen.
Auf der Südseite (links) der Frankfurter Allee sind die Lichter wegen eines Stromausfalls aus. Das könnte laut einem Bericht 70 Prozent der Haushalte in Berlin drohen.dpa/Christophe Gateau

Der Berliner Senat und die landeseigene Berlin Energie und Netzholding gehen laut einem Medienbericht offenbar davon aus, dass im Winter bis zu 70 Prozent der Haushalte zeitweise keinen Strom mehr haben könnten. Wie der Tagesspiegel berichtet, erörterten Staatssekretär Torsten Akmann und Energiestaatssekretär Tino Schopf (beide SPD) bereits Ende August mit Vertretern von Polizei, Feuerwehr und der Berlin Energie und Netzholding mehrere Szenarien für den Fall, dass die Gasversorgung nicht mehr möglich ist.

Laut dem Bericht geht die Berliner Netzholding davon aus, dass die Haushalte bei Gasmangel verstärkt mit Heizlüftern und anderen elektrischen Geräten heizen werden, was den Stromverbrauch verdreifachen könnte. Die Folge wäre eine Überlastung der Teilnetze und Trafostationen, die bereits nach kurzer Zeit schwer beschädigt würden. Um das zu verhindern, müssten zwingend Teilnetze in Berlin zeitweise abgestellt werden. Stromsperren würden für einzelne Stadtteile und Kieze zuvor präzise nach Straßenzügen und Postleitzahlen angekündigt werden. Die betroffenen Haushalte hätten dann für mehrere Stunden keinen Strom. Bei einer Beschädigung der Teilnetze und Verteilnetze drohe aber ein längerer Stromausfall.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Zuvor hatte bereits der Deutsche Städte- und Gemeindebund angesichts der Energiekrise vor flächendeckenden Stromausfällen in Deutschland gewarnt. „Die Gefahr eines Blackouts ist gegeben“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg am Wochenende der Welt am Sonntag. Er warnte konkret vor der Gefahr einer „Überlastung des Stromnetzes – etwa wenn die 650.000 in diesem Jahr verkauften Heizlüfter ans Netz gehen, sollte die Gasversorgung ausfallen“.

Berliner Polizei bereitet sich offenbar ebenfalls auf Blackout vor

Auch die Berliner Polizei bereitet sich bereits auf einen Blackout vor. Laut einem Bericht der Bild-Zeitung rechnet die Behörde sogar mit Unruhen, sollte die Energieversorgung zusammenbrechen. Es werde nun ein Papier erarbeitet, in dem stufenweise geregelt wird, was im Ernstfall passieren soll. Die Behörden gehen dabei von drei Eskalationsstufen aus, der Teuerung, der Verknappung und dem Ausfall. Für alle drei Phasen sollen laut dem Bericht Strategien entwickelt werden.

Ein Stromnetz-Stresstest der Bundesregierung kam kürzlich zu dem Ergebnis, „dass stundenweise krisenhafte Situationen im Stromsystem im Winter 2022/23 zwar sehr unwahrscheinlich sind, aktuell aber nicht vollständig ausgeschlossen werden können“. Dabei ging es um ein Extrem-Szenario, in dem wegen Gasmangels ein Viertel bis die Hälfte der Gaskraftwerke in Süddeutschland ausfalle, zugleich anhaltendes Niedrigwasser den Nachschub für Kohlekraftwerke ausbremst, französische Atomkraftwerke weiter außer Betrieb sind und viele Heizlüfter gleichzeitig genutzt werden.