Hunderte Scheinehen in Zusammenhang mit Brexit aufgedeckt

Kriminelle Banden nutzten ein System der Regierung aus, um sich ein Bleiberecht in Großbritannien zu erschleichen. Strafrechtlich verfolgt wurden sie nicht.

Die BBC hat in Großbritannien Hunderte Scheinehen aufgedeckt (Symbolbild).
Die BBC hat in Großbritannien Hunderte Scheinehen aufgedeckt (Symbolbild).dpa/Silas Stein

Die britische Rundfunkanstalt BBC hat mehrere Hundert Scheinehen im Zusammenhang mit dem Brexit aufgedeckt. Nach Angaben des Senders wurden zwischen März 2018 und September 2021 mindestens 365 Scheinehen geschlossen – allerdings wurde kaum einer der Fälle bisher strafrechtlich verfolgt.

Offenbar nutzten die Paare das sogenannte EU Settlement Scheme aus. Bei dem System sollen EU-Bürger, die bereits vor dem Brexit in Großbritannien gelebt haben, weiterhin ihre Rechte behalten. Auch deren Partner konnten sich bewerben und so ein Bleiberecht erhalten. Die Deadline dazu verstrich im Dezember 2021.

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Für einige der Scheinehen soll Geld gezahlt worden sein, auch kriminelle Banden stehen im Verdacht, das System ausgenutzt zu haben. Auf Anfrage fand die BBC nun heraus: 365 Ehen, die zwischen EU-Bürgern und nicht EU-Bürgern zwischen März 2018 und September 2021 wurden, stellten sich als Scheinehen heraus. Die letzten Strafverfolgungen gab es im Jahr 2018. Neun Personen wurden verurteilt, vier von ihnen wurden abgeschoben. Ein Großteil (146 Ehen) wurden zwischen EU-Bürgern und albanischen Staatsangehörigen geschlossen.

Nach dem Austrittsreferendum am 23. Juni 2016, bei dem 51,89 Prozent der Wahlteilnehmer für den Brexit stimmten, starteten die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU. Großbritannien trat offiziell am 31. Januar 2020 aus der Europäischen Union aus.