DDR-Unrecht: Wie die Betroffenen noch heute leiden

Die Einkommen der Menschen, die Unrecht erlitten und politisch wurden, sind laut einem Bericht deutlich geringer. Die Gesundheit der Betroffenen sei auffällig schlechter und die soziale Integration stärker beeinträchtigt.

Maria Nooke während einer Bundespressekonferenz.
Maria Nooke während einer Bundespressekonferenz.dpa/Jörg Carstensen

Potsdam-Gut drei Jahrzehnte nach der Wende leiden Menschen nach dem Bericht der Brandenburger Aufarbeitungsbeauftragten noch unter den Folgen des DDR-Unrechts. Ihre Lebensbedingungen seien schlechter als die der vergleichbaren Bevölkerung, heißt es in dem Tätigkeitsbericht der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur (LAkD), Maria Nooke. Der Bericht wurde am Montag an Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke in Potsdam übergeben.

Die Einkommen der Menschen, die Unrecht erlitten hätten und politisch verfolgt gewesen seien, seien deutlich geringer, habe eine Sozialstudie unter Beteiligung der Aufarbeitungsbeauftragten ergeben. Die Gesundheit der Betroffenen sei auffällig schlechter und die soziale Integration teilweise stärker beeinträchtigt, heißt es in dem Bericht.

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Häufiger müssten die Menschen aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Rente gehen. Das gelte auch für ihre Angehörigen, die erstmals in die Untersuchung einbezogen waren. Man müsse sich für die Besserung der Lebensumstände derer einsetzen, die in der DDR für Freiheit und Demokratie eingetreten seien und dafür Nachteile in Kauf hätten nehmen müssen, heißt es in dem Bericht.

Fast 2500 Menschen meldeten sich bei Beratungsstelle

Nach der Studie sei das Modellprojekt Traumaberatung fürMenschen, die Hilfe bei psychischen Belastungen suchen, entwickelt worden. In Senftenberg, Neuruppin und Potsdam gebe es regelmäßig einmal im Monat Beratungen, hieß es. Aufgrund der Resonanz und der großen Nachfrage soll dieses Angebot ausgebaut werden.

Nach den Angaben konnte ein seit 2015 bestehende Härtefallfonds des Landes Brandenburg in diesem Jahr um 10.000 Euro auf 60.000 Euro aufgestockt werden. Bei der Anlauf- und Beratungsstelle der Stiftung Anerkennung und Hilfe für Menschen, die als Minderjährige in Psychiatrien und Behinderteneinrichtungen vor 1990 Leid und Unrecht erlitten, meldeten sich bis zum Ende der Anmeldefrist Mitte vergangenen Jahres fast 2500 Menschen. Viele hätten psychische, aber auch körperliche Gewalt erlitten. Die Stiftung zahlte bis Ende April den Angaben zufolge an knapp 1800 Menschen Hilfen in Höhe von 18,8 Millionen Euro aus. Ende dieses Jahres stellt die Stiftung die Arbeit ein. Sie war von der Bundesregierung, den Bundesländern und der evangelischen und katholischen Kirche errichtet worden.