Bericht: Pole bewirbt sich für Tesla-Job bei Berlin, doch Gehalt ist ihm zu gering

Ein Erfahrungsbericht, der bei Business Insider Polen veröffentlicht wurde, zeigt: Tesla braucht Mitarbeiter.

Tesla Delivery Day: Eröffnung der Tesla-Gigafactory in Grünheide, März 2022.
Tesla Delivery Day: Eröffnung der Tesla-Gigafactory in Grünheide, März 2022.www.imago-images.de

Ein Erfahrungsbericht, der bei Business Insider in Polen veröffentlicht wurde, wird in den polnischen sozialen Netzwerken rege diskutiert. In dem Text beschreibt Autor Mateusz Madejski seinen Versuch, bei Tesla in Grünheide einen Job am Fließband zu ergattern. Sein Resümee: Das Unterfangen sei einfacher als ein Supermarkteinkauf.

Schon der Anruf bei einer der Recruiting-Agenturen, die mit Tesla zusammenarbeiten, beweist, dass der Autohersteller händeringend nach Mitarbeitern sucht. Der Standort bei Grünheide ist Presseberichten zufolge vom amerikanischen Konzern auch deshalb ausgewählt worden, damit günstige polnische Gastarbeiter angeworben werden können. Der Erfahrungsbericht ist auch deshalb interessant, weil er einen Eindruck davon vermittelt, warum für viele Polen die Tesla-Jobs nicht so interessant zu sein scheinen, wie damals angenommen wurde.

Der Bewerber musste keine Erfahrungen im technischen Bereich vorweisen

Autor Mateusz Madejski hat an einem Freitag bei der Recruiting-Agentur angerufen und nach einem Job gefragt. Am Montag hätte er den Job bereits antreten können. Voraussetzung sei gewesen, ein wenig Deutsch sprechen zu können. Aber auch ohne Deutschkenntnisse hätte er einen ähnlichen Job bekommen, so der Bericht. Am Wochenende hätte er lediglich einen Crashkurs absolvieren müssen – und schon wäre ihm der Job sicher gewesen. Angestellt hätte man ihn über eine Vermittlungsagentur. 

Das Erstaunliche: Der Autor, der zugleich auch der Bewerber war, musste keine Erfahrungen im technischen Bereich vorweisen. Den Job hätte er auch ohne einen Hintergrund im Automobilsektor bekommen. Das liege auch an dem Umstand, so der Erfahrungsbericht, dass dem Werk die Facharbeiter ausgehen. 

Teure Wohnungen in Grünheide und Berlin

Und warum will niemand bei Tesla arbeiten? Der Autor nennt einen einfachen Grund: die geringe Bezahlung. In dem Text heißt es: „Aus der Sicht eines Arbeitnehmers ist Geld normalerweise das wichtigste Argument für einen Job. Der Personalvermittler bot mir etwa 1900 Euro netto pro Monat an. (...) Aus polnischer Sicht ist das ein gutes Gehalt. Und aus deutscher Sicht? Nun, man kann sagen, dass Tesla nicht viel weniger zahlen darf. Denn seit Oktober beträgt der Mindestlohn hierzulande 12 Euro pro Stunde.“

Der Autor des Textes ist von dem Tesla-Angebot nicht besonders begeistert, weil man, so der Hinweis im Bericht, noch zusätzlich bedenken müsse, dass Wohnungen in Grünheide knapp und teuer geworden sind und auch im benachbarten Berlin eine Wohnungskrise herrscht. Er wundert sich also nicht, dass es Tesla nicht gelingt, Personal von Konkurrenzwerken wie VW oder BMW abzuziehen.

Auch für Polen, die insgesamt weniger verdienen als Arbeitnehmer in Deutschland, sei das Angebot nicht besonders verlockend. Das spiegelten auch die Fakten: Tesla würde ständig nach Personal suchen, da viele Neuangestellte schnell wieder das Handtuch werfen würden. Die Arbeitsbedingungen dürfen nicht besonders gut sein, so die Spekulation des Autors mit Verweis auf die deutsche Berichterstattung zu Personalproblemen im Tesla-Werk.

Der Bericht wird unter polnischen Lesern breit diskutiert. Selbst ein höherer Beamter der polnischen Botschaft hat das Wort ergriffen. Der polnische Konsul Marcin Krol schrieb mit Blick auf die Tesla-Berichterstattung auf Twitter: „Wenn ihr wirklich versuchen wollt, Personal aus Polen anzuwerben, müsst ihr die Gehaltsbedingungen deutlich verbessern! Aber das Wichtigste: Wir brauchen unsere Fachkräfte, damit sie im Land bleiben. Denn wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Wohlstandsgefälle zwischen Deutschland und Polen zu reduzieren.“

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