Bericht: Russland soll hinter Putins Rücken bereits mit Ukraine verhandeln

Laut einem ukrainischen Geheimdienstmitarbeiter gibt es wohl Personen im engsten Kreis Putins, die gegen den Ukraine-Krieg sind. Kiew sei mit ihnen in Kontakt.

Russlands Präsident Wladimir Putin
Russlands Präsident Wladimir PutinZuma Wire/imago

Russland spricht laut einem Medienbericht an Kremlchef Wladimir Putin vorbei bereits mit ukrainischen Vertretern. Das berichtet das Nachrichtenportal Merkur und beruft sich dabei auf die griechische Zeitung Iefimerida. Dem Blatt sagte Andrij Tschernak, ein Vertreter des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR), im Interview, dass bereits vertrauliche Gespräche mit Kontaktpersonen in Putins Umfeld laufen würden.

Tschernak betonte gegenüber der Zeitung, es gebe prominente Gegner der Ukraine-Invasion in Putins Zirkel: „Es gibt eine ganze Reihe von Leuten in Putins Umfeld, die seine Politik gegenüber der Ukraine nicht unterstützen.“ Diese Menschen stünden Putin teils sehr nahe. „Das sind Leute, die über jeden Verdacht erhaben sind und als Verfechter des ‚großen Russlands‘ bekannt sind“, behauptet Tschernak im Interview.

Weiter erklärt der Beamte: „Aber es gibt kaum jemanden, der das tut, weil er freundschaftliche Gefühle für die Ukraine hegt oder den Krieg verabscheut. Jeder tut es zu seinem eigenen Vorteil, weil es in seinem Interesse ist. Jemand, um sein Leben zu retten, jemand, weil er Geld verliert.“

Ukraine-Experten: Verhandlungen mit Putin aktuell aussichtslos

Derzeit schließt Tschernak eine Revolution, angeführt durch die russischen Gesprächspartner, jedoch aus. Dazu seien sie aktuell nicht bereit. Dies könne sich jedoch ändern: „Wenn er die Macht verliert, werden sie ihn ausrotten“, sagte Tschernak im Hinblick auf Putin. Weitere Details zu den Gesprächen und ihren Inhalten ließ Tschernak im Interview offen.

Experten hatten Friedensgespräche mit dem Kremlchef zuletzt immer wieder als kaum möglich erachtet. Zu unverrückbar scheinen die Kriegsziele des Kremls. Für Verhandlungen fordert Russland unter anderem ein Ende westlicher Waffenlieferungen und das Einstellen von Kampfhandlungen. Das wohl Wichtigste aber ist die Anerkennung der von Russland völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Gebiete als russisch. Faktisch hieße das, dass die Ukraine mindestens ein Fünftel ihres eigenen Staatsgebiets aufgeben müsste – so viel ist derzeit von Russlands Armee besetzt.

Ukrainer weisen immer wieder darauf hin, dass ein vermeintlicher Frieden unter diesen Bedingungen das Ende der Souveränität ihres Landes bedeuten würde. Kiew setzt deshalb für Friedensgespräche den vollständigen Abzug von Russlands Truppen voraus sowie Reparationszahlungen und die juristische Verfolgung der für den Angriffskrieg Verantwortlichen in Moskau. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Verhandlungen unter einem russischen Präsidenten Putin per se ausgeschlossen.

In Deutschland sind zuletzt immer wieder Forderungen nach Friedensverhandlungen laut geworden. Zuletzt gingen Zehntausende in Berlin auf die Straße, um ein Ende der Waffenlieferungen und Wiederaufnahme von diplomatischen Gesprächen mit Moskau zu fordern. (mit dpa)


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