Berlin: Grüne wählen neuen Fraktionschef, Werner Graf tritt an

Nach dem überraschenden Rücktritt von Antje Kapek wird ein neuer Fraktionschef gesucht. Einer gilt als Top-Favorit für den Posten.

Werner Graf (Grüne)
Werner Graf (Grüne)dpa/Christoph Soeder

Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus wollen am Dienstag klären, wer der zurückgetretenen Fraktionsvorsitzenden Antje Kapek nachfolgt. Die Abstimmung darüber ist für die Sitzung am Nachmittag geplant, wie ein Sprecher der Fraktion am Montag auf Anfrage mitteilte. Kapek hatte ihr Amt vor drei Wochen überraschend abgegeben. Sie war seit 2012 Fraktionschefin, seit 2016 gemeinsam mit Silke Gebel. Gebel bleibt weiter an der Fraktionsspitze. Es gibt nach Angaben des Fraktionssprechers nur einen Kandidaten: den ehemaligen Landesvorsitzenden Werner Graf.

„Ich habe große Lust darauf, Berlin zu gestalten“, sagte Graf der Deutschen Presse-Agentur. „Ich habe das als Landesvorsitzender fünf Jahre lang für die Grünen machen dürfen, bin jetzt ins Abgeordnetenhaus gewählt worden und glaube, dass ich dieses Politikmanagement gut beherrsche.“ Graf sagte, die Arbeit im Doppelpack sei ihm vertraut. Von 2016 bis 2021 stand er zusammen mit Nina Stahr an der Spitze des Grünen-Landesverbands.

Werner Graf: Berlin steht vor großen Aufgaben

„Auf Berlin kommen viele große Herausforderungen zu“, sagte Graf. Dazu zähle die Krise auf dem Wohnungsmarkt genauso wie das Ziel, klimaneutral werden zu wollen, die Bewältigung der Corona-Pandemie und die Folgen des Krieges in der Ukraine für die Hauptstadt. „Das alles mitzugestalten und Berlin umzubauen, das ist einfach eine wahnsinnig tolle Chance.“

Der Fraktion gehört Graf erst seit der Abgeordnetenhauswahl im September an. Er galt als Kandidat für einen der grünen Posten im Senat, ging aber leer aus. Nun stellt er sich der Abstimmung als Nachfolger von Antje Kapek, die sich nach nicht ganz zehn Jahren unerwartet von dem Amt zurückgezogen hatte.

Kapek begründete ihre Entscheidung mit den Spuren, die der Wahlkampf und die Koalitionsverhandlungen sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie, politisch und privat, bei ihr hinterlassen hätten. Das Maß an Erschöpfung habe einen Grad erreicht, der es ihr nicht mehr ermögliche, ihren Pflichten in vollem Umfang nachzukommen, hatte sie bei ihrem Rücktritt erklärt.