Handytickets bei BVG und S-Bahn: Zwei-Minuten-Regel wird abgeschafft
Viele Fahrgäste in Berlin und Brandenburg müssen 60 Euro zahlen, weil sie den virtuellen Fahrschein erst kurz zuvor gekauft haben. Nun gilt eine neue Regel.

Noch kurz das Ticket am Handy kaufen, wenn ein Kontrolleur einsteigt: Um diesen Trick zu verhindern, gilt in Bussen und Bahnen, die im Gebiet des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) unterwegs waren, bislang die Zwei-Minuten-Regel. Das bedeutet, dass das elektronische Ticket erst zwei Minuten nach dem Kauf auf dem Mobiltelefon gültig wird. Weil aber viele Fahrgäste ihr Handyticket kurzfristiger lösen, gibt es immer wieder Ärger, wenn Kontrolleure den virtuellen Fahrschein prüfen – und dann 60 Euro erhöhtes Beförderungsentgelt verlangen. Nun steuert der VBB um: Künftig soll das Handyticket für Bus und Bahn in Berlin und Brandenburg nach einer Minute gültig sein. Das teilte der Verkehrsverbund am Dienstag mit.
Demnach führen VBB, BVG und DB in ihren Apps nun nach und nach eine technische Neuerung ein. Mit dem Ticketkauf per App soll künftig ein 60-Sekunden-Countdown starten, nach dessen Ablauf das Ticket erst angezeigt werde. So werde „Klarheit für Fahrgäste und Kontrollpersonal“ geschaffen, heißt es in der Mitteilung. Diskussionen über die Gültigkeit des Tickets könnten somit in Zukunft vermieden werden.
„Während der 60 Sekunden ist der Barcode des Handytickets ausgegraut und nicht lesbar. Das Ticket erhält seine Gültigkeit und Lesbarkeit erst nach Ablauf diese Countdowns. Damit sollen Diskussionen in Kontrollsituationen vermieden und eine Rechtssicherheit für Fahrgäste und Kontrollpersonale geschaffen werden“, teilte ein Sprecher des flächenmäßig größten deutschen Verkehrsverbunds mit.
In Hamburg vergehen sogar anderthalb Minuten
Die technische Neuerung werde sukzessive per Update in den Apps eingeführt, so der Verbund. Den Start machen die BVG Ticket-App ab 6. April und der DB Navigator ab 12. April, die anderen Apps der BVG folgen Anfang Mai. Die VBB-App Bus & Bahn wird den neuen Countdown voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte umsetzen.
Damit übernimmt der VBB eine Regelung, wie es sie so oder ähnlich schon in anderen Verkehrsverbünden gibt. Zwar wirbt man zum Beispiel in München damit, dass Nutzer der dortigen App nicht warten müssen, bis sie am Fahrscheinautomaten an die Reihe kommen und ein Ticket lösen können. Aber auch dort setzt sich ein 60-Sekunden-Countdown in Gang – was im Grunde ebenfalls eine Wartezeit bedeutet. Es wird darauf hingewiesen, dass das Handyticket auf dem Mobiltelefon gekauft werden muss, bevor der Fahrgast den Bahnhof betritt oder in einen Bus oder die Straßenbahn einsteigt.
Beim HVV in Hamburg und Umgebung vergehen ab dem Kauf bis zur Gültigkeit einer digital erworbenen Fahrkarte sogar 90 Sekunden. So lange wird das Ticket in der App auch dort grau angezeigt. „Sofern die Fahrkarte noch nicht vollständig sichtbar ist, kann diese daher von den Mitarbeitern der Prüfdienste beanstandet und ein erhöhtes Beförderungsentgelt erhoben werden“, teilt der Hamburger Verkehrsverbund mit.
„Wie viele Fahrgäste werden jetzt den Zug wegfahren lassen?“
Bei Twitter gibt es erste Reaktionen auf die Ankündigung des VBB. Ein Nutzer namens David sandte den folgenden Tweet: „Mal ehrlich, wie viele Leute werden jetzt mit gekauftem, aber noch nicht gültigem Ticket den Zug wegfahren lassen und den nächsten nehmen?“
