Berliner Student: „Wenn es zum Krieg kommt, werden wir kämpfen müssen“

Am Bebelplatz versammeln sich Menschen, um dagegen zu protestieren, dass 100 Milliarden Euro in den Krieg gesteckt werden. Sie wollen den Sozialstaat ausbauen.

Einige Hundert Menschen demonstrieren für Frieden und gegen die Aufrüstung der Bundeswehr.
Einige Hundert Menschen demonstrieren für Frieden und gegen die Aufrüstung der Bundeswehr.Berliner Zeitung/Markus Waechter

Unter dem Motto „Wir zahlen nicht für eure Kriege!“ haben in Berlin nach Angaben der Polizei etwa 1400 Menschen gegen die verstärkte Aufrüstung der Bundeswehr protestiert. Die Veranstalter sprachen von etwa 4000 Teilnehmern. Die Demonstration am Samstagnachmittag verlief laut Polizei ohne Zwischenfälle.

Zu der Aktion hatte das Bündnis „Zivile Zeitenwende“ aufgerufen. Es will die 100 Milliarden Euro, die für die Bundeswehr zusätzlich vorgesehen sind, stattdessen für den Ausbau des Sozialstaats ausgeben. Mit dem Geld sollten die Ausgaben für Soziales, Gesundheit, Bildung, Kultur und Klima dauerhaft erhöht werden, hieß es.

Die Demonstration hatte am Nachmittag auf dem Bebelplatz in Berlin-Mitte begonnen. Versammelt waren Menschen unterschiedlicher politischer Strömungen: Studenten, Kommunisten, religiöse Gruppen sowie die „Omas gegen Rechts“. Der Ton in der internationalen Politik werde immer aggressiver, erklärt Leon Sirau, ein junger Student, der zur Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) gehört. Ihm mache das große Angst, weil sie gerade als junge Menschen besonders davon betroffen seien. „Wenn es zum Krieg kommt“, sagt er, „werden wir kämpfen müssen.“ Insbesondere Deutschland habe Siraus Meinung nach einen Anteil daran, dass der Ton rauer werde.

Wie anderen hier auf der Demonstration spricht auch er viel von den 100 Milliarden, die für die Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden, aber dann in anderen Bereichen fehlten – wie dem Bildungs- und Gesundheitswesen. Die Demonstrantin Franziska Hildebrandt ist überzeugt, dass eine soziale Perspektive in die Bildung, die Kultur und das politische Leben integriert werden muss, um eine friedliche Lösung von Konflikten zu erreichen. Sie erinnert an ein Motto dieses Protests, der auf einer Idee von Albert Einstein aus dem Jahr 1933 beruhe: „Was für eine Welt können wir bauen, wenn wir die Kräfte, die einen Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzen.“ Sie sagt wörtlich: Es kommt auf uns an was wir gerade unternehmen, um die krieg zu beenden.

Dass Deutschland in Abstimmung mit seinen europäischen Verbündeten Waffen an die Ukraine liefert, kritisiert ein weiterer Demonstrant, Ralf N., scharf: „Wir finden es unverantwortlich“, sagt er, „weitere Waffen zu liefern, weil man nie kontrollieren kann, was mit diesen Waffen eigentlich passiert.“ Nur eines könne man mit Sicherheit sagen: Diese Waffen werden den Krieg verlängern. Ralf N. engagiert sich seit vielen Jahren bei den Internationalen Ärzten zur Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), die 1985 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Er möchte, dass Politiker nach einem anderen Weg suchen. „Es muss eine langfristige, diplomatische Lösung gefunden werden.“

Der Protest wurde am Abend mit einem Fest am Bebelplatz beendet.