Berlin-Pankow: Vorführung von Alina-Lipp-Filmen in der Brotfabrik abgesagt

Zwei Filme der Deutschrussin Alina Lipp sollten am Sonntag in der Brotfabrik gezeigt werden. Nach Protesten wurde die Filmvorführung nun abgesagt.

Die Brotfabrik in Berlin-Pankow
Die Brotfabrik in Berlin-Pankowimago

Eine geplante Filmvorführung zweier Dokumentarfilme von Alina Lipp hat zu heftigen Protesten in Berlin-Pankow geführt. Der Kulturkreis Pankow wollte am kommenden Sonntag zwei Dokumentarfilme der Deutschrussin in der Brotfabrik zeigen, einmal „Auf der Suche nach der Wahrheit“ und „Donbass: Der Ursprung des Konflikts“. Beide Filme beschäftigen sich mit den Kriegen in der Ukraine. Alina Lipp ist auf Telegram aktiv und produziert Videos, unter anderem aus dem Donbass. Ihr wird von Kritikern vorgeworfen, kremlnahe Narrative zu verbreiten und russische Propaganda zu betreiben. Deutsche Behörden ermitteln gegen Lipp und haben nach Informationen von T-Online Spendengelder auf deutschen Konten sichergestellt. „Der Vorwurf: Mit ihren Beiträgen soll sie einen verbotenen Angriffskrieg gebilligt haben, also Straftaten belohnt oder gebilligt haben,“ schreibt T-Online.

Laut der Veranstalter kam es zu heftigen Protesten, als sich die Meldung verbreitet hatte, dass die Brotfabrik Alina Lipps Filme zeigen wolle. Die Veranstalter hätten Protestschreiben bekommen, etwa von ukrainischen Organisationen. Ein Journalist schrieb an den Kulturkreis Pankow, dass mit der Lipp-Veranstaltung eine „Unterstützung und Relativierung des Angriffskrieges Putins“ betrieben werde.

Daraufhin hätten die Veranstalter Angst gehabt, dass Gegner die Veranstaltung stürmen würden. Daher habe man sich dazu entschlossen, die Filmvorführungen abzusagen. In einem offiziellen Schreiben heißt es: „Leider müssen wir euch mitteilen, dass die Filmmatinee in der Brotfabrik, am Sonntag, dem 19.3.23 abgesagt werden muss. Die Brotfabrik empfing ein Ansturm der Entrüstung von Journalisten u.a. des Tagesspiegels über unser Vorhaben, die zwei Dokumentationen über den Ukrainekrieg von der deutsch/russischen Journalistin Alina Lipp zu zeigen.“

Julius Geiler, Mitarbeiter beim Tagesspiegel, antwortete per Twitter: „Dieser böse Tagesspiegel hat doch tatsächlich eine Presseanfrage an die Brotfabrik gestellt.“ Laut einem Mailverkehr, der der Berliner Zeitung vorliegt, hat der Journalist vier Fragen an die Brotfabrik geschickt. Eine davon: „Lipp verbreitet immer wieder prorussische Verschwörungstheorien. Inwiefern passt das zu den Werten der Brotfabrik?“ Auch der Linke-Politiker Maximilian Schirmer (BVV Pankow) schrieb eine E-Mail an die Brotfabrik und äußerte sein Unbehagen über die Filmvorführung.

Laut einem Briefverkehr, der der Berliner Zeitung vorliegt, hat die Brotfabrik daraufhin beschlossen, jenseits der bereits abgesagten Filmvorführung alle weiteren Veranstaltungen der Reihe „Denkraum“ abzusagen, etwa einen Vortrag mit dem Politologen Hauke Ritz. Die Veranstalter der Reihe beschwerten sich, dass mit dieser Absage die Meinungsfreiheit beschnitten werde. In einem Statement schrieb der Kulturkreis Pankow am Freitagnachmittag: „Nach einer 24-stündigen Flut von Vorwürfen und Unterstellungen bezüglich der Denkraum-Veranstaltung zum Thema ‚Der Ukrainekrieg und die Krise des Westens‘, adressiert an die Brotfabrik und den Verein Kulturkreis-Pankow, erhielten wir heute, von einem Mitarbeiter der Brotfabrik, eine schriftliche Absage für die Veranstaltung am Montag und die gesamte Veranstaltungsreihe. Wir sehen darin eine grobe Verletzung der Meinungsfreiheit, die den gesellschaftlichen Frieden gefährdet!“

Die Brotfabrik hat ebenso ein offizielles Statement publiziert und die Absage der Veranstaltungsreihe begründet. Dort heißt es: „Selbstverständlich lehnen wir die Propaganda von Alina Lipp und anderen Akteuren entschieden ab! Wir haben die Zusammenarbeit mit dem Kulturkreis Pankow beendet. Film und Vortrag sind abgesagt.“ Außerdem heißt es: „Sowohl der angekündigte Film am 19.3. als auch der Vortrag am 20.3. sind keine offiziellen und öffentlichen Programmangebote der Brotfabrik, sondern private Raumanmietungen durch den Kulturkreis Pankow. Deren Anfrage haben unsere Kolleg*innen im Hinblick auf unser Selbstverständnis geprüft und dann Filmvorführung und Vortrag zu einem kulturellen Thema angenommen. Von politischen Veranstaltungen war im Vorfeld zu keiner Zeit die Rede gewesen. (...) Das Team der Brotfabrik ist schockiert über diese politische Instrumentalisierung unseres Hauses.“

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