Patientenschützer besorgt wegen Lage in Heimen

Die Stiftung Patientenschutz kritisiert die Politik der Regierung in der Corona-Krise und eine Ungleichbehandlung von Menschen.

Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz
Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutzdpa

Berlin-Nach dem weiteren Anstieg der Corona-Fallzahlen in Pflegeheimen in der Hauptstadt hat sich die Stiftung Patientenschutz besorgt gezeigt. „So kommt Deutschland nicht durch den Winter“, sagte Vorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur. „Die Impfung wird die Menschen zu spät erreichen“, so Brysch. 

Berlin sei mit Fällen von Virus-Einschleppung in Heime nicht alleine. Am Donnerstag sprach auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, von großen Sorgen wegen der Corona-Lage in Alten- und Pflegeheimen bundesweit und rief zum konsequenten Einhalten der Maßnahmen auf.

Nach Zahlen der Gesundheitsverwaltung hat sich die Zahl positiv getesteter Heimbewohner seit Mitte November mehr als verdoppelt: auf mehr als 2000 seit Pandemiebeginn. Alte und vorerkrankte Menschen haben bei Covid-19 ein erhöhtes Risiko für schwere und tödliche Verläufe. Über ein Drittel der Berliner Corona-Todesfälle waren Bewohner von Alten- und Pflegeheimen.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Kritik an Ungleichbehandlung

Nach monatelangem Zögern seien Schnelltests inzwischen zwar in Deutschland verfügbar, aber bei der Verteilung gebe es keine Priorisierung, kritisierte Brysch. Spitzensportler beispielsweise würden problemlos an die Antigentests kommen, während sie in Heimen mitunter fehlten. „Die Politik lässt es einfach laufen“, sagte der Patientenschützer. Schnelltests seien nur ein zusätzliches Instrument und ein sicherer Infektionsgrundschutz, eine lückenlose Kontaktdokumentation sowie tägliche, laborgestützte PCR-Tests dennoch erforderlich.

Brysch vermisst ein transparentes sogenanntes evidenzbasiertes Monitoring: „Der Öffentlichkeit werden die Fakten zu den Corona-Folgen in der Altenpflege vorenthalten.“ Auch wer als Angehöriger ein Heim nicht betreten dürfe, erfahre oft nicht die genaue Ursache – etwa ob Covid-19-Fälle im Haus der Hintergrund sind. Betroffene seien frustriert. „Die Politik betreibt keine Brandbekämpfung, sondern schaut nur tatenlos zu, wie sich der Rauch verteilt“, sagte Brysch.

Viele Ausbrüche durch Medien bekannt

Die Gesundheitsverwaltung erklärte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, sie gebe Gesamtzahlen seit Pandemiebeginn – und nicht etwa nur Infos zu aktuellen Hotspots – zum Thema heraus, da die Genesung von Betroffenen nicht gemeldet werde. Die Heimaufsicht erfasse aber bei jeder Einrichtung, die eine Infizierung mit Covid-19 meldet, die Daten zu Infizierten, Gestorbenen, Genesenen und aktiv Infizierten.

Zuletzt waren in Berlin Ausbrüche in der Regel durch Medienberichte bekannt geworden – oder bei besonders heftigen Ausbrüchen durch Feuerwehreinsätze zur Evakuierung von Heimbewohnern. Eine Berichtspflicht an die Öffentlichkeit gebe es nicht, bemängelte Brysch.