Berlin: SPD-Abgeordnete wünscht sich Gastarbeiter-Denkmal in Kreuzberg
Sevim Aydin will einen Ort des Erinnerns für die Menschen, die zum Wirtschaftswachstum beigetragen haben. Der Oranienplatz sei dafür ein geeigneter Ort.

Berlin-Die Leistung der sogenannten Gastarbeiter wird nach Überzeugung der Berliner SPD-Abgeordneten Sevim Aydin in der Öffentlichkeit noch nicht ausreichend wahrgenommen. „Man muss sich vorstellen, dass diese Menschen kein Wort Deutsch konnten, als sie hergekommen sind“, sagte Aydin der Deutschen Presse-Agentur zum 60. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei am Samstag. „Und dennoch haben sie es geschafft, hier Fuß zu fassen in einem fremden Land, wo sie für ein gutes Leben gekämpft haben, vor allem für ihre Kinder“, sagte die SPD-Politikerin. „In Deutschland spricht man zu wenig über diese erste Generation, die auch zum Wirtschaftswachstum beigetragen hat. Es wird Zeit, dass man an die Leistung dieser Menschen erinnert.“
„Die meisten Menschen wissen schon, dass es das Anwerbeabkommen gab“, sagte Aydin, die im September ins Berliner Abgeordnetenhaus gewählt wurde. „Aber welche Folgen das für die einzelnen Personen hatte, gerade für die erste Generation, ich glaube nicht, dass alle wissen, was diese Menschen erlebt haben und mit welchen Schwierigkeiten sie gekämpft haben.“
Die 49-jährige Sozialdemokratin engagiert sich deshalb für ein Denkmal für die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter am Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg. Die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg muss über den im August gestellten Antrag noch entscheiden. „Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre haben sich die Gastarbeiter gerade in Kreuzberg niedergelassen“, sagte Aydin, die selbst 1978 im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern aus der Türkei nach Berlin kam, in Kreuzberg aufgewachsen ist und sich als Gastarbeiterkind bezeichnet. „Migranten haben Kreuzberg sehr stark geprägt.“
Landes-SPD fordert Migrationsmuseum
Bei dem Denkmal gehe es ihr nicht nur um Menschen, die aus der Türkei stammten, sondern zum Beispiel auch um solche aus Italien, Griechenland, Portugal und Spanien. Sie selbst wünsche sich, dass nicht einfach eine Statue aufgestellt wird, sondern ein Denkmal, das auch etwas über die Lebensgeschichten der Menschen insbesondere der ersten Gastarbeitergeneration erzählt, an das es erinnern soll.
„Die Diskussion zur Erinnerungskultur in der Migrationsgesellschaft ist noch am Anfang“, sagte die SPD-Politikerin, die darauf hofft, dass in dieser Hinsicht noch mehr passiert. Aydin unterstützt deshalb auch die Forderung der Landes-SPD nach einem Migrationsmuseum in Berlin. „Ich hoffe, dass das im Koalitionsvertrag steht.“
