Berliner Medizinstudenten üben Schwangerschaftsabbrüche an Papayas
Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist Anfang 2022 wieder gestiegen. Im Medizinstudium an der Charité wird so ein Eingriff offiziell immer noch nicht gelehrt.

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland und in Berlin ist zuletzt wieder gestiegen. Für das erste Quartal dieses Jahres wurden in Deutschland rund 25.800 Abtreibungen gemeldet, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte. Im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres entspricht das einer Zunahme um 4,8 Prozent. Etwa jede zehnte Abtreibung geschieht in Berlin.
Doch obwohl die Zahlen steigen, ist der Schwangerschaftsbruch bislang nicht Teil des Medizinstudiums an der Berliner Charité. Er wird in der Ausbildung nicht gelehrt, obwohl das vom Berliner Senat vor drei Jahren in Aussicht gestellt wurde und sich die Ampelkoalition im Bund im Koalitionsvertrag darauf geeinigt hat.
Schwangerschaftsabbruch: Charité verweist auf Facharztausbildung
Die Berliner FDP hakte bei der Gesundheitsverwaltung des Senats nach, wollte wissen, wie weit die Pläne sind. Die Verwaltung teilt nach parlamentarischen Anfrage mit: „Nein, die praktische Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen wurde nicht in das Curriculum des Medizinstudiums der Charité aufgenommen.“ Der Schwangerschaftsabbruch sei Teil der späteren Facharztausbildung, das habe der Studienausschuss der Charité so beschlossen, heißt es weiter.
Aber: Im Studium werden die ethischen und rechtlichen Aspekte einer Abtreibung besprochen und auch auf künftige Beratungsgespräche eingegangen. „Wer als Student den Schwangerschaftsbruch üben will, muss das an Papayas tun“, sagt FDP-Politikern Maren Jasper-Winter. Diese Praxis hat sich inzwischen an mehreren Unis durchgesetzt, wie mehrere Medien berichten.
FDP-Forderung: Berliner Charité sollte Vorbild sein
Jasper-Winter, die die Anfrage stellte, ist über die Haltung der Charité und der Gesundheitsverwaltung empört: „Ein Standardeingriff muss Teil der Standard-Ausbildung sein – selbstverständlich auch praktisch“, sagt sie der Berliner Zeitung. Und weiter: „Angesichts der sich zuspitzenden Versorgungslage, sollte die Charité als Prestige-Projekt der Hauptstadt und größte Universitätsklinik Europas Vorreiter sein und Studierende dazu befähigen, Schwangerschaftsabbrüche auch mit neueren Methoden durchzuführen.“
