Giffey telefoniert mit falschem Vitali Klitschko – Videoschalte abgebrochen

Berlins Regierende Bürgermeisterin wollte mit Kiews Bürgermeister sprechen. Doch die Person am anderen Ende der Leitung war nicht Vitali Klitschko. Die Senatskanzlei geht von „Deep Fake“ aus.

Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlin
Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlindpa/Michele Tantussi/Reuters/Pool

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hat am Freitag ein zuvor angekündigtes Telefongespräch mit Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko abgebrochen – denn die Person am anderen Ende der Leitung war gar nicht Vitali Klitschko.

„Der Verlauf des Gesprächs und die Themensetzung haben auf Berliner Seite ein Misstrauen hervorgerufen. Das Gespräch wurde vorzeitig abgebrochen“, twitterte die Senatskanzlei am Freitagabend. Ein Gespräch mit dem ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk habe den Verdacht bestätigt, dass es sich bei der Person, mit der gesprochen wurde, nicht um Vitali Klitschko handelte.

„Die erste Viertelstunde war völlig unauffällig“, sagte Senatssprecherin Lisa Frerichs am Freitagabend über die Videoschalte. „Der vermeintliche Herr Klitschko hat gefragt, wie es uns mit den vielen ukrainischen Flüchtlingen geht, wie wir damit umgehen, wie die Zahlen sind, ein ganz normales Gespräch, wie wir es erwartet hatten.“ Das Gespräch per Videokonferenz zum Thema Zusammenarbeit der beiden Städte sei bereits lange vorher verabredet worden.

Merkwürdige Fragen über Sozialleistungen für Ukrainer und Christopher Street Day

Dann seien aber einige Themen angesprochen worden, die Giffey misstrauisch gemacht hätten. „Es ging einmal darum, dass er sich auf ein angebliches Gespräch mit Botschafter (Andrij) Melnyk bezogen und gefragt hat, wie wir das sehen, dass so viele Ukrainerinnen und Ukrainer sich Sozialleistungen in Berlin erschleichen wollten“, sagte Frerichs.

„Und es gab die Bitte, dass wir durch unsere Behörden unterstützen mögen, dass gerade junge Männer in die Ukraine zurückgehen, um dort zu kämpfen.“ Das letzte Thema sei dann noch auffälliger gewesen: „Er hat gefragt, ob wir Kiew beratend unterstützen könnten, eine Art CSD (Christopher Street Day) auszurichten. Das war angesichts des Krieges schon mehr als seltsam.“ Die Verbindung sei dann beendet worden oder abgebrochen.

Senatskanzlei geht von „Deep Fake“ aus

Die Senatskanzlei geht von einer digitalen Manipulation aus: „Allem Anschein nach haben wir es mit Deep Fake zu tun“, sagte Frerichs. Es habe keinen Hinweis darauf gegeben, nicht mit einer realen Person zu sprechen. „Es saß uns jemand gegenüber, der genau so aussah wie Vitali Klitschko, der sich so bewegt hat.“ Inzwischen sei die Polizei eingeschaltet. „Deep Fakes“ sind anspruchsvolle technische Manipulationen, die oft nur von Fachleuten aufgedeckt werden können.

„Es gehört leider zur Realität, dass der Krieg mit allen Mitteln geführt wird – auch im Netz, um mit digitalen Methoden das Vertrauen zu untergraben und Partner und Verbündeten der Ukraine zu diskreditieren“, hieß es von Giffey dazu. (mit dpa)