Bershka, Zara: Modegeschäfte öffnen wieder in Russland und sollen neue Namen bekommen
Wegen des Ukraine-Kriegs haben viele Konzerne ihre Geschäfte in Russland eingestellt. Doch dort bekommt man viele Artikel offenbar wieder. Wie ist das möglich?

Die Modegeschäfte Bershka, Zara und Pull and Bear werden Berichten zufolge unter neuem Namen ihre Geschäfte in Russland wieder aufnehmen. Wie am Samstag auf dem russischen Telegram-Kanal Mash zu lesen war und später von kremlnahen Medien bestätigt wurde, wird mit einer Neueröffnung von rund 240 Filialen der Modehändler noch im April gerechnet. Möglich wird dies durch ein Umgehen westlicher Sanktionen und einen Wechsel in der Konzernführung.
Öffnen sollen die Geschäfte allerdings unter neuem Namen: Aus Bershka werde so „Ecru“, aus Zara werde „Maag“ und aus Pull and Bear „DUB“. Laut den Berichten sollen die Bekleidungsartikel der Händler künftig nicht mehr in Indonesien, Bangladesch und Spanien, sondern in der Türkei und in China hergestellt werden – beide Länder zählen zu den wenigen Verbündeten Russlands auf der internationalen Bühne. Für die „neuen“ Geschäfte sollen nun rund 4500 Mitarbeiter angeworben werden.
Rückzug aus Russland? Konzerne verkaufen Geschäfte an Drittstaaten
Als Reaktion auf die russische Invasion im Februar vergangenen Jahres hatten Konzerne weltweit verkündet, ihre Geschäfte in Russland auf Eis legen oder sogar vollständig einstellen zu wollen. Man könne „das grundlose menschliche Leiden nicht ignorieren, das sich in der Ukraine abspielt“, hatte zum Beispiel der US-Fast-Food-Riese McDonald's erklärt. Auch Lebensmittel-Konzerne wie Coca Cola oder Nestlé, sowie deutsche Unternehmen wie BMW, Daimler und RWE haben sich dem Boykott angeschlossen.
Dass immer mehr Produkte westlicher Unternehmen nun trotz der verhängten Sanktionen wieder in Russland erhältlich sind, hat mehrere Gründe. Zum einen schaffte es Moskau bislang, über sogenannte Parallel-Importe einen Teil der Boykottmaßnahmen zu umgehen. Dabei werden Produkte in großen Mengen im Ausland eingekauft und dann – ohne Genehmigung des jeweiligen Unternehmens – ins eigene Land verbracht. Im Fall Russlands erfolgte ein Großteil dieser illegalen Importe bislang wohl über die Türkei.
Ex-Selenskyj-Sprecherin: Rückkehr von Modeläden ist „abstoßend“
Zum anderen haben viele Konzerne angesichts drohender Gewinneinbußen ihre Russland-Geschäfte nicht etwa einfach aufgekündigt, sondern diese an interessierte Drittstaaten verkauft. Dabei handelt es sich vor allem um Golfstaaten, die sich den westlichen Sanktionen bisher nicht angeschlossen haben. Auch die Russland-Geschäfte von Bershka, Zara und Pull and Bear – alle drei Tochterunternehmen des spanischen Textilkonzerns Inditex – haben vor kurzem den Besitzer gewechselt. Seit Oktober 2022 gehören die Unternehmen der libanesischen Daher Group.
Bershka, Zara, and Pull&Bear stores will reopen in russia, but now they will be called Ecru, Maag, and DUB, reported by Meduza with reference to the Moscow24 channel.
— Iuliia Mendel (@IuliiaMendel) March 10, 2023
The production of clothes for Russians was organized in Turkey and China.
Disgusting. #BloodyMoney
Rein rechtlich ist dem spanischen Unternehmen also nicht vorzuwerfen, es würde Sanktionen bewusst ignorieren. Durch den Verkauf westlicher Produkte in Russland verlieren diese aber durchaus einen Teil ihrer Wirksamkeit. Die ukrainische Journalistin und ehemalige Pressesprecherin Wolodymyr Selenskyjs, Julija Mendel, kritisierte die geplante Rückkehr der Geschäfte daher als „abstoßend“. Auf Twitter fügte sie den Hashtag #BloodyMoney (Blutgeld) hinzu. Einige Nutzer rufen nun zum Boykott der Marken auf.
