Verleihung in Los Angeles: Beyoncé ist erfolgreichster Grammy-Star aller Zeiten
Beyoncé gehört zu den absoluten Mega-Stars der Musikbranche. In der Nacht erhielt sie ihren 32. Grammy Award. Auch eine Deutsche sahnte ab – das sind die Gewinner.

Was für ein Triumphzug für Queen Bey: Die US-Sängerin Beyoncé hat bei den Grammy-Awards 2023 abgeräumt. 32 Grammys hat sie nun insgesamt im Regal (oder wo auch immer sie ihre Grammys sammelt), ein neuer Rekord. Die 41-jährige R&B-Ikone bekam am Sonntagabend bei der Preisverleihung in Los Angeles vier der Grammophone - und steht damit nun allein auf Platz eins der ewigen Grammy-Bestenliste. Wobei sie dabei jemanden überholt hat, den im Pop-Business vermutlich kaum jemand auf dem Schirm hatte: Zuvor hatte nämlich der britisch-ungarische Klassik-Dirigent Georg Solti mit 31 Grammys den Rekord gehalten. Eine besondere Freude für die Queer-Community dieses Jahr: Die in Köln geborene Kalifornierin Kim Petras gewann als erste Person, die offen trans ist, einen Grammy - gemeinsam mit Sam Smith für das Duett „Unholy“.
Bei ihrer Dankesrede zeigte sich Beyoncé sichtlich gerührt: „Ich versuche, nicht zu emotional zu sein“, sagte sie. „Ich versuche, diese Nacht einfach anzunehmen.“ Ja, warum auch nicht? Ehre, wem Ehre gebührt! Wobei Beyoncé ihre Grammy-Lorbeeren teilte: Sie dankte Gott, der sie beschützt habe, und auch ihrem Gatten: dem Rapper Jay-Z.
Beyoncé gewann bei der 65. Grammy-Verleihung Preise in den Kategorien beste Tanz-Aufnahme, bestes Tanz-Album, beste traditionelle R&B Performance und bester R&B Song. Ein Wermutstropfen mag allerdings gewesen sein, dass die Künstlerin in keiner der Hauptkategorien gewinnen konnte. Den Preis fürs beste Album etwa bekam der Brite Harry Styles für seine Platte „Harry’s House“. Überhaupt hält Beyoncé nicht die allerbeste Quote, wenn es um das Verhältnis zwischen Nominierungen und dann tatsächlichen Gewinnen geht: Auf 32 Gewinne kommen bei ihr 79 Nominierungen. Adele etwa konnte bei „nur“ 25 Nominierungen im Lauf ihrer Karriere letztlich 16 Grammys tatsächlich mit nach Hause nehmen, also deutlich mehr als die Hälfte. 2023 bekam Adele übrigens auch einen Grammy, für die beste Pop-Solo-Performance mit dem Song „Easy On Me“.
Nichtsdestotrotz: Queen Bey gehört mit Dutzenden Millionen verkaufter Platten und sieben Studioalben, die in den USA alle auf Platz eins der Charts landeten, zu den erfolgreichsten Musikerinnen und Musikern der Welt – und zu den reichsten. Weshalb sie kürzlich auch besonders dafür kritisiert wurde, dass sie sich auf einen 24-Millionen-Dollar-Deal in Dubai einließ, wo Homosexualität unter Todesstrafe steht. Beyoncé hatte im Sommer nach sechs Jahren Pause ihr siebtes Studioalbum „Renaissance“ veröffentlicht, das auch den queeren und nicht-weißen Wurzeln von dance music huldigt. Zwei Tracks hat übrigens die Berlinerin Honey Dijon mit-produziert. Wieder einmal schaffte es Beyoncé auf der tanzbaren Platte, den Zeitgeist einzufangen – vor allem mit ihrer Hitsingle „Break My Soul“. Auf der „Renaissance“-Platte verwebte Beyoncé legendäre Samples (etwa von Robin S. und Donna Summer) mit einem absolut zeitgemäß getwisteten Sound.

Die Grammy-Musikpreise wurden in der Nacht zum Montag feierlich im kalifornischen Los Angeles verliehen. Moderiert wurde die Gala, wie im Vorjahr schon, von Comedian Trevor Noah – First Lady Jill Biden in goldenem Kleid verkündete die Siegerin in der Kategorie Song des Jahres und ehrte zudem einen Protestsong aus dem Iran gegen die Unterdrückung von Frauen. Harry Styles spielte seinen Hit „As it was“ in einem silbernen Glitzer-Outfit und sah damit ein wenig aus wie ein Lametta-Baum. Insgesamt wurden dieses Jahr sage und schreibe Grammys in 91 Kategorien vergeben - darunter auch in Kategorien, die gemeinhin deutlich weniger Aufmerksamkeit erregen, etwa New Age oder Christliche Popmusik.
Deutsche Kim Petras gewinnt mit Sam Smith Grammy für „Unholy“
Die in Köln geborene Sängerin Kim Petras und der britische Sänger Sam Smith wurden für ihren Clubhit „Unholy“ mit einem Grammy ausgezeichnet. „Ich will nur all den unglaublichen transgender Legenden vor mir danken, die diese Türen für mich geöffnet haben, damit ich heute Abend hier sein kann“, sagte Petras. „Ich bin an einer Autobahn mitten im Nirgendwo in Deutschland aufgewachsen. Und meine Mutter hat mir geglaubt, dass ich ein Mädchen bin. Ohne sie wäre ich nicht hier.“ Der große Erfolg von Kim Petras und Sam Smith ist sicher ein großer Hoffnungsschimmer für queere Kids an vielen Orten. Sam Smith selbst definiert sich seit einigen Jahren als nicht-binär.
Kurze Zeit später performten Petras und Smith „Unholy“ auf der Grammy-Bühne – Petras im Käfig, Sam Smith und die Tänzer als Teufel verkleidet. „Unholy“ schaffte es im Herbst 2022 auf Platz Eins in den USA und Großbritannien. Das Lied handelt von einem Familienvater, der sich in einem Stripclub vergnügt. Wobei der Song dieses Verhalten nicht abfeiert, sondern herausstellt, wie giftig es ist.

Aufnahme des Jahres: Lizzos „About Damn Time“ mit Grammy geehrt
Ein weiterer Gewinner der Grammy-Preisnacht war Rapper Kendrick Lamar, der 2022 mit „Mr. Morale & the Big Steppers“ nach bahnbrechenden früheren Alben erneut ein viel gerühmtes Rap-Werk rausbrachte, 2022 auch in der Berliner Mercedes Benz Arena gefeiert wurde und nun drei Grammys holte – unter anderem für das beste Rap-Album. Lamar griff auf der Platte auch für ihn neue Themen auf: Etwa setzte er sich mit seiner eigenen früheren Homophobie auseinander - und er feiert zwei Verwandte von ihm, die queer sind. Songwriterin Bonnie Raitt bekam den Grammy für den Song des Jahres mit „Just Like That“.
Die Funk-Pop-Musikerin Lizzo, die sehr für body positivity steht und übrigens auch von Prince gefördert wurde, wurde für ihren Song „About Damn Time“ mit der Aufnahme des Jahres geehrt. Sie setzten sich dabei unter anderem gegen „As It Was“ von Harry Styles, „Break my Soul“ von Beyoncé und „The Heart Part 5“ von Kendrick Lamar durch. „In einer Welt voller Dunkelheit und viel gruseligem Scheiß will ich daran glauben, dass Menschen von Natur aus gut sind“, sagte Lizzo in ihrer Dankesrede. Die 34-Jährige engagiert sich für Diversität und Gleichstellung.
Bei dem wichtigsten Musikpreis der Welt werden in zwei großen Kategorien Auszeichnungen für das beste Lied vergeben: Der Grammy für die „Aufnahme des Jahres“ ehrt das Produzententeam und die Soundingenieure, die Auszeichnung „Song des Jahres“ gilt den Komponisten und Songwritern.
Einen weiteren Höhepunkt erreichte die Stimmung im Saal bei einem Song-Medley anlässlich des „50. Jubiläums von Hip Hop“. Etliche Künstler, darunter Busta Rhymes, Ice-T, Missy Elliott, Nelly und LL Cool J, führten auf der Bühne musikalisch durch die Geschichte des Genres. 1973 gilt gemeinhin als das Geburtsjahr der heute global populären Musikrichtung.
