Birmingham: Polizei geht nicht von Terror- oder Rassismusverbrechen aus

In der britischen Großstadt kommt es zu einer Messerattacke.  Ein Mensch stirbt, sieben weitere werden verletzt. Die Polizei spekuliert, die Corona-Pandemie sei für einen Anstieg der Gewalt unter jungen Leuten verantwortlich. 

Birmingham: Eine Polizistin steht an einem Tatort in der Hurst Street, nachdem im Stadtzentrum mehrere Menschen durch Messerstiche verletzt worden sein sollen.
Birmingham: Eine Polizistin steht an einem Tatort in der Hurst Street, nachdem im Stadtzentrum mehrere Menschen durch Messerstiche verletzt worden sein sollen.PA Wire/dpa/Jacob King

Birmingham-Ein Mann hat im britischen Birmingham wahllos auf mehrere Menschen eingestochen und eines seiner Opfer dabei getötet. Sieben Menschen wurden bei der Tat in der Nacht zum Sonntag verletzt, zwei davon schwer. Am  Abend suchte die Polizei noch immer nach dem Mann. 

Der erste Angriff wurde gegen 0.30 Uhr im Stadtzentrum gemeldet. Kurze Zeit später habe es Berichte über weitere Attacken in der Nähe gegeben. Die Beamten sprachen von einem „schwerwiegenden Vorfall“.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Bislang gebe es keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat oder ein Hassverbrechen, hieß es von der Polizei. Es deute auch nichts auf eine Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Banden hin, sagte Steve Graham von der West Midlands Polizei auf einer Pressekonferenz. „Es scheint sich um einen wahllosen Angriff zu handeln.“ Die Polizei leitete Mordermittlungen ein.

Grafik: BLZ/Galanty; Quelle: AFP

Über die Identität der Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Die Polizei teilte lediglich mit, dass es sich bei den Schwerverletzten um eine Frau und einen Mann handele. Fünf weitere Menschen wurden mit leichteren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Die Polizei ermittelt wegen Mordes und geht nicht von einer Terrorattacke, rassistischen Motiven oder Bandenkriminalität aus. Die Ermittler riefen am Sonntag die Bevölkerung zu größter Vorsicht auf. In der Nähe eines Tatorts fand die Polizei ein Messer in einem Gully. Ein Augenzeuge beschrieb den Täter als schwarz gekleideten Mann zwischen 20 und 25 Jahren. Am Abend twitterte die Polizei Videoaufnahmen einer Überwachungskamera von einer Person, auf die die Beschreibung passte. «Kennen Sie ihn?», hieß es. Man wolle mit dem Mann sprechen.

Einer der Angriffe ereignete sich im Arcadian Center, einem beliebten Zentrum in der Innenstadt mit Restaurants, Nachtclubs und Bars. Cara Curran, die dort am Samstagabend Flyer für einen Nachtclub verteilte, berichtete gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von einem regelrechten „Straßenkampf“ zwischen mehreren Beteiligten. „An dem Abend hat sich eine ganz schöne Spannung aufgebaut. So etwas habe ich vorher noch nicht gesehen“, sagte die 18-Jährige der AFP. Es seien nicht „die üblichen Auseinandersetzungen mit ein oder zwei Beteiligten“ gewesen, die an einem Samstagabend schon mal vorkämen, sondern ganze Gruppen, die gegeneinander gekämpft hätten. Dabei seien auch „rassistische Beleidigungen“ zu hören gewesen.

David Jamieson, Vertreter der örtlichen Polizeibehörde, machte die Corona-Pandemie für einen Anstieg der Gewalt unter jungen Leuten verantwortlich. Angesichts der Zukunftsängste und aufgestauten Gefühle sei das «fast unvermeidlich» gewesen, so der Polizeiexperte. Er wolle aber damit nicht sagen, dass dies der Grund für die Messerangriffe in Birmingham sei.

Auch in London wurden am späten Sonnabendabend fünf Menschen durch Stiche verletzt. Eine Person habe möglicherweise lebensgefährliche Verletzungen erlitten, teilte die Polizei am Sonntag mit. Fünf Menschen wurden laut Scotland Yard festgenommen.