„Blackfacing“ beim Ministerpräsidenten: Verein entschuldigt sich
Hessens Ministerpräsident empfing am Samstag einen Karnevalsverein. Eine Figur sorgt im Nachhinein für viel Aufregung im Netz. Die Karnevalsgesellschaft reagiert.

Nach einem Empfang bei Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hat sich eine Karnevalsgesellschaft wegen eines zu der Veranstaltung entsandten schwarz angemalten Mannes entschuldigt. „Fastnacht soll für alle da sein und dies ist uns auch sehr wichtig“, teilte eine Sprecherin der 1. Ober-Mörler Karnevalsgesellschaft „Mörlau“ am Sonntag mit. Man entschuldige sich „ausdrücklich bei allen Menschen, die wir verletzt haben könnten“.
Die von dem Verein schwarz angemalte Figur (ursprünglicher Begriff von der Redaktion geändert) gelte als Symbol der Ober-Mörlener Fastnacht und finde sich im Wappen der Karnevalsgesellschaft, wie am Samstag auf der Seite des Vereins zu lesen gewesen war.
„Wollen niemanden kränken“: Beiträge gelöscht, Auftritte abgesagt
Der Vorstand nehme die Angelegenheit sehr ernst, erklärte die Sprecherin. „Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die entsprechenden Bilder und Inhalte auf unseren Social-Media-Seiten zu entfernen und öffentliche Auftritte mit dem geschminkten Mann (ursprünglicher Begriff von der Redaktion geändert) ab sofort abzusagen, da wir niemanden kränken wollen.“
Rhein und seine Frau Tanja Raab-Rhein hatten am Samstag im Schloss Biebrich Repräsentanten der hessischen Fastnachtsvereine empfangen. „Die Vereine entscheiden selbst, mit welchen Vereinsmitgliedern sie an dem Empfang teilnehmen“, hatte ein Sprecher der Staatskanzlei am Samstag gesagt.
„Blackfacing“ auch im Netz scharf in der Kritik
Scharf kritisiert auf Twitter wurde auch der Bericht der Bild-Zeitung. Jasmina Kuhnke, deutsche Comedy- und Buchautorin sowie Social-Media-Aktivistin des Antirassismus, äußerte sich zu dem Beitrag kritisch, da im Beitrag mehrfach ein rassistisch konnotierter Begriff genannt wurde.
Die BILD schafft es in ihrer kleinen Meldung zum Blackfacing in der hessischen Staatskanzlei fünf mal das M-Wort zu schreiben.
— Jasmina Kuhnke (@ebonyplusirony) February 14, 2023
Ganz großes Kino! pic.twitter.com/Q54ogu6buE
Ebenfalls kritisch zum Auftritt der Karnevalsgesellschaft beim hessischen Ministerpräsidenten äußerten sich die Jusos-Hessen auf ihrem Twitter-Account. Sie fordern eine kritische Auseinandersetzung mit rassistischen Stereotypen, Typologien und Narrativen, um diese aufzubrechen und aufzuklären.
#Blackfacing ist eine rassistische und entmenschlichende Tradition, verbunden mit einer schmerzhaften Historie. Das Verhalten des hessischen Ministerpräsidenten @Boris_Rhein beim Empfang in Wiesbaden war pietätlos. Wir verurteilen dies auf‘s Schärfste. (1/4) pic.twitter.com/HnOuScWxve
— Jusos Hessen (@HessenJusos) February 13, 2023
Vor allem um die Karnevalszeit rum werden oft Debatten laut, da viele Kostüme eine stereotype Darstellung von nicht-europäischen Menschen zeigen. Kritiker finden, dass sich zu wenig mit der Frage auseinandergesetzt wird, was dieser Akt der Verkleidung mit Kolonialismus und Rassismus zu tun haben könnte.
Alle Jahre wieder: Was bedeutet „Blackfacing“ und warum ist es rassistisch?
Malen sich Weiße schwarz an und stellen Schwarze Menschen klischeehaft dar, wird das von Kritikern als rassistisch bezeichnet. Man spricht dabei auch von „Blackfacing“. Die Praxis ist umstritten und wird als rassistisch kritisiert. Der Hintergrund des „Blackfacing“ hat eine lange Tradition, die auf sogenannte „Minstrel-Shows“ zurückzuführen ist: Dabei bedienten sich weiße Schauspieler des „Blackfacing“, um auf Kosten Schwarzer Menschen, damals meist Sklaven, Witze zu machen. Schwarze wurden so mit naiv-kindlichem Gemüt und noch verletzenderen, rassistischen, Stereotypen in Verbindung gebracht.
