Fischsterben in der Oder: „Es ist ein vergiftetes Katastrophengebiet“

Die toten Fische werden auf Metalle, Pestizide und andere Giftstoffe untersucht. Naturschützer sagen: „Die Vergiftungswelle ist komplett durch die Oder gegangen.“

Unzählige tote Fische treiben im flachen Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder.
Unzählige tote Fische treiben im flachen Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder.dpa/Patrick Pleul

Polen wird die Untersuchungsergebnisse von massenweise verendeten Fischen aus der Oder frühestens am Sonntag vorlegen können. Bislang habe das Staatliche Forschungsinstitut in Pulawy noch keine Fische erhalten, sagte der Leiter Krzysztof Niemczuk am Freitag der Nachrichtenagentur PAP. „Wir warten noch immer und gehen davon aus, dass uns die erste Partie von Fischen für die Untersuchungen heute Abend erreicht.“

Die Fische sollen auf Metalle, Pestizide und andere giftige Stoffe untersucht werden. Niemczuk: „Es gibt so viele Substanzen, die das Fischsterben verursacht haben könnten, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen können, was die Ursache sein könnte.“

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Das Fischsterben in der Oder beunruhigt seit Tagen die Menschen in Brandenburg an der Grenze zu Polen. Tausende tote Fische wurden in dem Fluss entdeckt, ein Teil davon auf Höhe der Stadt Frankfurt (Oder) und umliegender Orte. Nach Angaben der polnischen Wasserbehörde sind bislang zehn Tonnen verendeter Fisch geborgen worden.

Naturschützer befürchten weitreichende Folgen

Naturschützer gehen von weitreichenden Folgen für den Nationalpark Unteres Odertal aus. „Die Auswirkungen sind einfach furchtbar“, sagte der stellvertretende Nationalparkleiter Michael Tautenhahn am Freitagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. „Für den Nationalpark ist das schlichtweg eine Katastrophe.“

Betroffen seien Tiere und Pflanzen und auch die touristische Entwicklung der Region. „Die Vergiftungswelle ist komplett durch die Oder gegangen“, sagte Tautenhahn. Über die gesamte Strombreite habe man tote Fische treiben sehen. Betroffen seien etwa Zander, Welse, Gründlinge und Steinbeißer. Seeadler und andere Vögel könnten Gift durch die toten Fische aufnehmen.

Kritik an Reaktion der Behörden in Polen

Tautenhahn rechnet mit einem Imageschaden für den Nationalpark. „Es ist ein vergiftetes Katastrophengebiet.“ Er befürchte, dass viele Menschen nun einen Bogen um den Nationalpark machen würden. Der Nationalpark Unteres Odertal ganz im Osten Brandenburgs zählt zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland.

In Polen wächst derweil die Kritik an einer zu langsamen Reaktion der Behörden und der Regierung auf das Fischsterben. Oppositionsführer Donald Tusk von der liberalkonservativen Bürgerplattform (PO) sprach von „einem der größten Umweltskandale der vergangenen Jahre – nicht nur in Polen“.