Das ganze Ausmaß des massiven Fischsterbens entlang der Oder ist noch nicht geklärt. Bei der Untersuchung des Fischsterbens in der Oder haben sich nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums erste Hinweise auf einen hoch giftigen Stoff ergeben. In den Wasserproben seien hohe Quecksilber-Werte gefunden worden, wie der Rundfunk Berlin-Brandenburg berichtete. Die Informationen sollen von einem Mitarbeiter des Landeslabors stammen.
Das ganze Ausmaß des massiven Fischsterbens entlang der Oder ist noch nicht geklärt. Nach Angaben der polnischen Umweltschutzbehörde sei das Fischsterben wahrscheinlich von einer Wasserverschmutzung durch die Industrie ausgelöst worden. „Alles deutet darauf hin, dass die Verschmutzung der Oder, die zum Sterben zahlreicher Fische geführt hat, industriellen Ursprungs sein könnte“, sagte die stellvertretende Leiterin der Behörde, Magda Gosk, am Donnerstag. Die Umweltbehörde versuche, mit Drohnenüberflügen potenzielle Verschmutzungsquellen aufzuspüren und festzustellen, wie der Zustand des Flusses sei. Man untersuche, um welche Substanz es sich handelt und „vor allem, wer diese Substanz wo in die Oder eingeleitet hat“, sagte Gosk weiter.
Fischermeister: „So etwas haben wir noch nicht erlebt“
Die Region in Brandenburg, in der tote Fische gefunden worden, weitete sich inzwischen aus. Auch am Oderabschnitt im Kreis Uckermark waren am Donnerstag laut Verwaltung sehr viele Kadaver festgestellt worden. Das Landeskriminalamt (LKA) in Brandenburg ermittelt zu dem Fischsterben. Behörden werteten Wasserproben aus. Das Ergebnis der Analysen war am Donnerstag noch nicht bekannt. Warnungen der Behörden, Kontakt mit dem Wasser aus der Oder zu meiden, blieben bestehen.
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Das Fischsterben in der Oder, die derzeit Niedrigwasser führt, beunruhigt seit Tagen die Menschen in Brandenburg an der Grenze zu Polen. Fischermeister Henry Schneider aus dem Kreis Oder-Spree sagte: „Sowas haben wir noch nicht erlebt. Tote Fische sind überall zu sehen. Es sind viele.“ Berichte von Augenzeugen lassen auf mehrere Tonnen toter Fische schließen, hatte das Landesamt für Umwelt in Brandenburg am Mittwochnachmittag mitgeteilt.
Zudem wurde Kritik laut, Polen habe deutsche Behörden nicht rechtzeitig informiert. Aber auch in Polen selbst gibt es Vorhaltungen, die Bevölkerung sei nicht gewarnt worden, dass sie etwa keine Fische aus der Oder essen und nicht im Fluss baden soll. Bereits Ende Juli waren in Polen tote Fische gefunden und Wasserproben entnommen worden.
Ursache des Fischsterbens in Oder weiter ungeklärt
„Diese ökologische Katastrophe hätte kein solches Ausmaß, wenn deutsche und polnische Behörden intensiver zusammengearbeitet hätten“, kritisierte die Geschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Antje von Brook, am Donnerstag. Eine umfassende politische Aufarbeitung sei nötig. Auch das brandenburgische Landesamt für Umwelt teilte mit, dass es keine offizielle Meldung von polnischer Seite erhalten habe.
Noch gibt es keine Erklärung für das große Fischsterben. Es sei möglich, dass eine Substanz mit stark oxidierenden Eigenschaften ins Wasser gelangt sei, hatte das Gewässeramt in Wroclaw Anfang August mitgeteilt. Zudem wurde an zwei Stellen die giftige Substanz Mesitylen nachgewiesen. Die örtliche Staatsanwaltschaft ermittelt auch wegen eines möglichen Umweltdelikts. Am Donnerstag berichtete dann die polnische Umweltschutzbehörde, aktuelle Wasserproben seien unbelastet.

Keine toxischen Substanzen in der Oder
„Die aktuellen Ergebnisse bestätigen kein Vorhandensein von toxischen Substanzen, darunter auch Mesitylen, auf dem gesamten untersuchten Flussabschnitt, der sich über fünf Wojwodschaften erstreckt“, teilte die Behörde per Twitter mit. Das Wasser der Oder werde täglich untersucht.
Derweil soll die Entsorgung der Kadaver an den Ufern der Oder vorbereitet werden. Das kündigte der Kreis Märkisch-Oderland am Donnerstag an. Vögel und Schlangen, die Aas fressen, werden angelockt, wie ein Sprecher sagte. Die Bevölkerung solle aber nicht selber Kadaver aufsammeln, die Entsorgung solle koordiniert ablaufen.
Freiwillige in Polen holen tote Fische aus der Oder
In Polen zeigte der Fernsehsender TVN24 am Donnerstag Bilder von Freiwilligen, die massenweise tote Fische aus dem Fluss holten. Einer der Helfer beklagte, nach der Berührung mit dem Wasser habe er an den Händen rötliche Hautreizungen bekommen. Die Helfer sollen bei ihrer Arbeit Unterstützung von der polnischen Armee bekommen.

Mittlerweile werden auch in der Wojwodschaft Westpommern am Unterlauf der Oder immer mehr tote Fische gefunden, wie ein Sprecher des Gewässeramtes Stettin dem Sender Radio Zet sagte. Bei Wasserproben seien aber seit vergangenem Freitag keine Anomalien festgestellt worden.
Offizielle Warn-Apps warnen vor Kontakt mit Oder-Wasser
In Brandenburg warten jetzt Ministerien, Landkreise und Experten auf die Ergebnisse der Wasser-Analysen. Das Landesamt für Umwelt berichtete, es seien am Dienstag Proben aus der automatischen Messstation in Frankfurt/Oder in das Landeslabor Berlin-Brandenburg gebracht worden. Die Einrichtung sei über die Dringlichkeit der Auswertung informiert, hieß es.
Die Warnungen für die Bevölkerung vor Kontakt mit dem Wasser kamen auch über offizielle Warn-Apps. Neben der Stadt Frankfurt (Oder) und dem Kreis Märkisch-Oderland riefen auch die Kreise Oder-Spree, Uckermark und Barnim dazu auf, direkten Kontakt mit dem Wasser der Oder und direkt damit verbundenen Gewässern zu vermeiden.
Badestelle in Schwedt gesperrt
Wegen des Fischsterbens ist auch das Baden im Fluss derzeit tabu. Die Flussbadestelle in Schwedt an der Oder wurde vorsorglich gesperrt, wie eine Sprecherin der Kreisverwaltung Uckermark am Donnerstag in Prenzlau (Brandenburg) sagte. Der Verein, der die Badestelle betreibe, habe damit auf die Empfehlung des Landkreises Uckermark reagiert, Kontakt mit dem Flusswasser zu meiden.
Auch andere Landkreise riefen nach Bekanntwerden des Fischsterbens in Frankfurt (Oder) und umliegenden Regionen dazu auf, die Berührung mit dem Wasser zu vermeiden.
