Brandenburg: Jedes sechste Kind hat süchtige Eltern
Laut der Landesstelle für Suchtfragen in Brandenburg gelten 40.000 Menschen als alkoholabhängig. 22.000 Kinder leben in einem suchtbelasteten Haushalt.

Nach den jüngsten Zahlen lebte 2020 etwa jedes sechste Kind in Brandenburg in einem suchtbelasteten Haushalt. Nach Angaben der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen in der Landeshauptstadt Potsdam sind das mehr als 22.000 Kinder. „Es muss eine Sensibilisierung für das Thema stattfinden“, so Geschäftsführerin Andrea Hardeling. „Diese Kinder müssen frühzeitig erkannt werden und brauchen dann Angebote, die sie auffangen, ihnen verlässliche Strukturen bieten und sie durch Kreativität, Humor und die Vermittlung von Werten dabei unterstützen, sich gesund zu entwickeln.“
Etwa 10.000 Menschen in Brandenburg suchen nach Angaben der Landesstelle Hilfe in einer Suchtberatungsstelle. Rund 40.000 Menschen gelten als alkoholabhängig. Für Kinder aus suchtbelasteten Familien besteht laut den Fachleuten ein bis zu sechsfach erhöhtes Risiko, später selbst eine Sucht zu entwickeln. „Suchterkrankungen können von Generation zu Generation weitergegeben werden. Um das zu verhindern, müssen Erzieher*innen, Lehrer*innen oder beispielsweise Mitarbeitende aus Jugend- und Gesundheitsämtern wissen, wie sie eine Suchtbelastung in einer Familie erkennen und die betroffenen Kinder unterstützen können“, so die Landesstelle.
Alte und behinderte Menschen sowie Menschen mit Migrationshintergrund im Fokus
Um betroffenen Kindern und ihren Familien zu helfen, hat die Landesstelle vor einem Jahr das Projekt „Selbstbestimmt – Suchtprävention für vulnerable Zielgruppen im Land Brandenburg“ gestartet. Im ersten Jahr habe das Projekt-Team 440 Menschen zu den Themen Sucht und Sucht in der Familie geschult, verschiedene Initiatorinnen und Initiatoren von Präventionsprojekten bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Konzepte begleitet und Vertreterinnen und Vertreter aus neun Landkreisen im Bündnis für vulnerable Zielgruppen an einem virtuellen Tisch zusammengebracht, um gemeinsam über Bedarfe und suchtpräventive Maßnahmen zu beraten.
In diesem Jahr wollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – zusätzlich zur bisherigen Arbeit – mit der Suchtprävention für Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationsgeschichte und ältere Menschen beginnen. Die Landesstelle beteiligt sich auch an der bundesweiten Aktionswoche zum Thema Kinder in suchtbelasteten Familien. Vom 13. bis 18. Februar bietet sie kostenlose Online-Seminare zu Fetalen Alkoholspektrum-Störungen (FASD) – Schäden bei Kindern durch Alkohol in der Schwangerschaft – an.
