Bundesregierung: Deutsche sollen Ukraine „dringend“ verlassen
„Eine militärische Auseinandersetzung ist jederzeit möglich“, so das Auswärtigen Amt. Die Lufthansa stoppt ab Montag alle Flüge nach Kiew und Odessa.

Angesichts der weiteren Zuspitzung der Ukraine-Krise ruft die Bundesregierung nun alle Deutschen „dringend“ dazu auf, die Ukraine sofort zu verlassen. „Eine militärische Auseinandersetzung ist jederzeit möglich“, schrieb das Auswärtige Amt am Samstag in seinen Sicherheitshinweisen für das Land im Internet. Bisher hatte das Ministerium nur diejenigen Deutschen zur „kurzfristigen“ Ausreise aufgefordert, deren Anwesenheit nicht „zwingend erforderlich“ sei.
Die Lufthansa stoppt ab Montag alle Flüge nach Kiew und Odessa. „Aufgrund der aktuellen Situation in der Ukraine werden die Airlines der Lufthansa Group ihre regulären Flüge nach Kiew und Odessa vorerst bis Ende Februar aussetzen“, teilte das Unternehmen am Samstag auf Anfrage mit.
Um gebuchten Passagieren eine Reisemöglichkeit anzubieten, würden an diesem Wochenende „noch einzelne Flüge“ stattfinden, erklärte die Lufthansa. Von den abgesagten Flügen betroffene Gäste würden informiert und auf alternative Flugverbindungen umgebucht. Die Flüge nach Lemberg (Lwiw) fänden weiterhin statt.
Ein massiver russischer Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine nährt die Furcht vor einem bevorstehenden Einmarsch Russlands in das Nachbarland. US-Präsident Joe Biden hatte am Freitag gesagt, er rechne mit einer russischen Invasion in dem Land „in den kommenden Tagen“. Nach Einschätzung Washingtons hat Kreml-Chef Wladimir Putin die Entscheidung zu einem Angriff auf die Ukraine bereits getroffen.
Russland testet Nuklearwaffen - Putin startet Übung vom Kreml aus
Russland hat unterdessen ein Manöver mit Einsatz ballistischer Raketen abgehalten. Präsident Wladimir Putin habe die Übung am Samstag vom Kreml aus gestartet, sagte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Auch der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko sei dabei gewesen. Er war bereits am Freitag zu Gesprächen in die russische Hauptstadt gereist. Auf Fotos von Staatsmedien waren die Politiker an einem großen Tisch zu sehen.
Das russische Verteidigungsministerium hatte das Manöver am Freitag angekündigt. Es soll demnach im Voraus geplant gewesen sein. Ziel sei, die strategischen Nuklearwaffen auf ihre Zuverlässigkeit zu testen. Die Armee feuerte laut Kreml-Mitteilung ballistische Raketen und Marschflugkörper ab. Zudem sei eine Hyperschallrakete vom Typ Kinschal (Dolch) erfolgreich getestet worden.
Russland testet mehrfach im Jahr Raketen. Das Land und die USA sind die beiden mit Abstand größten Atommächte der Welt.
Laut Kreml wurde eine Übung auf einem Testgelände im Gebiet Astrachan im Süden des Landes abgehalten, eine andere auf der Halbinsel Kamtschatka ganz im Osten des Riesenreichs. Zudem seien Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte und der Nordflotte beteiligt gewesen.
Peskow hatte am Freitag gesagt, Putin werde das Manöver vom Gefechtsstand aus beaufsichtigen. Es war deshalb spekuliert worden, ob der 69 Jahre alte Staatschef zu den Übungen fliegt. Das Manöver wurde parallel zur Münchner Sicherheitskonferenz abgehalten.
