Chaos zum Ferienstart: Flughäfen fehlen 7200 Beschäftigte
Experten rechnen damit, dass der Start in den Urlaub für viele Fluggäste nicht reibungslos verlaufen wird.

Flugausfälle, Verspätungen, Warteschlangen: An deutschen Flughäfen fehlen einer Studie zufolge derzeit rund 7200 Fachkräfte. Zugleich gebe es „keine Reserven mehr am Arbeitsmarkt“, um diese Lücken beim Luft- und Bodenpersonal zu füllen, heißt es in einer am Mittwoch vorgelegten Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Sie nimmt die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Sektor unter die Lupe, der stark unter den Einschränkungen gelitten hatte.
Ab Ende 2019 wurde der Flugverkehr wegen der Pandemie zunehmend eingeschränkt, zeitweise kam der Personenverkehr fast vollständig zum Erliegen. Personal musste abgebaut werden, viele Beschäftigte orientierten sich neu und kehren nun nicht wieder in den Beruf zurück, betonten die Autoren.
Fachkräftemangel kann sich weiter verschärfen
Demnach schrumpfte die Zahl der Beschäftigten in der Luftfahrt zwischen 2019 und 2021 um rund vier Prozent. Bei Servicekräften gab es einen Rückgang von 6000 Beschäftigten, dazu kommen 1200 Bodenkräfte im technischen Luftverkehrsbetrieb. Nun, da Fliegen wieder möglich ist, treffe wenig Personal auf eine hohe Nachfrage und es gebe „deutlich mehr offene Stellen als Arbeitslose“, erklärte das IW.
Bei den Pilotinnen und Piloten ging die Beschäftigung im betrachteten Zeitraum nur um 1,5 Prozent zurück. Der am häufigsten ausgeübte Beruf in der Luftfahrt ist jedoch die Servicefachkraft im Luftverkehr, auf den rund die Hälfte der Beschäftigten entfällt. Dazu gehören Check-in-Personal oder Stewards. Auf den Flughäfen arbeiten Fachkräfte im technischen Luftverkehrsbetrieb, also etwa Flugzeugabfertiger und der Bodenverkehrsdienst.
Der Fachkräftemangel dürfte sich noch verschärfen, denn noch immer heben laut Studie nicht so viele Flugzeuge ab wie vor der Corona-Krise. Zudem mussten mehrere Airlines zuletzt für den Sommer geplante Flüge wegen Personalmangels streichen, darunter auch die Lufthansa.
„Der reibungslose Start in den Sommerurlaub dürfte für viele eine unrealistische Hoffnung bleiben“, warnte IW-Ökonom Alexander Burstedde. „Mittelfristig muss die Branche daran arbeiten, als Arbeitgeber wieder attraktiver zu werden.“
Verdi will mehr Lohn für Beschäfitgte
Durch diesen Mangel hat laut der Gewerkschaft ver.di die Arbeitslast der verbliebenen Beschäftigten extrem zugenommen. Die Gewerkschaft fordert deshalb mehr Lohn für das Lufthansa-Bodenpersonal. Verdi fordert für rund 20.000 Lufthansa-Beschäftigte am Boden einen Gehaltssprung. Die Gewerkschaft will für die Mitarbeiter bei der Lufthansa AG Boden, Lufthansa Technik, Lufthansa Systems, Lufthansa Technik Logistik Dienstleistungen, Lufthansa Cargo und der Lufthansa Service Gesellschaft 9,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro, bei 12 Monaten Laufzeit durchsetzen. Das habe die Konzerntarifkommission beschlossen, teilte die Gewerkschaft am Mittwoch in Berlin mit. Die Tarifverträge laufen laut einer Verdi-Sprecherin am 30. Juni aus.
Nach drei Jahren Lohnverzicht zur Stabilisierung des Unternehmens in der Corona-Pandemie seien die Beschäftigten besonders hart von der hohen Inflation getroffen, sagte Verhandlungsführerin Christine Behle. „Deshalb gilt es jetzt mit deutlichen Lohnsteigerungen die Beschäftigten bei der Lufthansa zu halten und neue Beschäftigte mit attraktiven Gehältern zu gewinnen.“ Die erste Verhandlungsrunde mit der Lufthansa soll am 30. Juni in Frankfurt stattfinden.
