Chinesisches Militär nutzt offenbar deutsche Forschung für Aufrüstung

Laut einer Medien-Recherche sind deutsche Hochschulen an 349 Projekten mit militärischen Einrichtungen in China beteiligt.

Chinesische Panzer bei einer Militärparade
Chinesische Panzer bei einer MilitärparadeAP/Ng Han Guan

China nutzt offenbar das Wissen aus der gemeinsamen Forschung mit deutschen Hochschulen, um sein Militär aufzurüsten. Das legt eine am Donnerstag veröffentlichte Recherche elf europäischer Medien nahe, darunter der Rechercheverband Correctiv und die Deutsche Welle. Deutsche Universitäten kooperieren demnach mit militärischen Hochschulen der Volksrepublik.

Journalisten werteten nach Angaben der Medienhäuser über 350.000 seit dem Jahr 2000 veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten aus. Sie seien auf 3000 Fälle der Zusammenarbeit mit militärischen Hochschulen in China gestoßen, davon 349 unter Beteiligung deutscher Hochschulen. Darunter sind demnach auch Papiere mit sogenanntem „Dual-Use“: also mit Ergebnissen, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke genutzt werden können.

Bericht: Forscher ignorieren den möglichen militärischen Nutzen

Mindestens 48 Hochschulen beteiligten sich dem Bericht zufolge an Projekten, bei denen auf chinesischer Seite das Risiko einer Nähe zum Militär besteht. Unter anderem arbeiteten die Universitäten Bonn und Stuttgart mit der chinesischen National University of Defence Technology in der Millionenstadt Changsha zusammen.

Laut den Ergebnissen der Recherche ignorieren die Forschenden und Hochschulen in Deutschland den möglichen militärischen Nutzen der Zusammenarbeit mit chinesischen Instituationen hierzulande teils bewusst. Der Bericht zitiert die Universitäten Bonn und Stuttgart mit der Aussage, es bestehe keine Gefahr eines „Dual-Use“ der deutsch-chinesischen Forschungsergebnisse.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) pochte laut dem Bericht auf Anfrage der beteiligten Medien auf die Unabhängigkeit der Hochschulen und antwortete, es beschränke sich auf „Sensibilisierung“. Staatssekretär Jens Brandenburg (FDP) antwortete demnach indes, die zunehmende Einschränkung der Forschungsfreiheit in China werde „mit großer Sorge“ beobachtet, gerade auch in Bezug auf die Verwendung für militärische Zwecke.