Clan-Kriminalität: Berlin mit den zweitmeisten Verfahren
In der Hauptstadt hat die Polizei 2019 sieben Ermittlungskomplexe im Bereich der Organisierten Kriminalität bearbeitet. Nur ein Bundesland hat mehr.

Berlin-Drogen, Raub, Autodiebstahl und Geldwäsche: Auf diese Bereiche haben sich kriminelle Großfamilien seit Jahrzehnten in Deutschland spezialisiert. Berlin liegt bei der Zahl der Ermittlungsverfahren gegen die organisierte Clan-Kriminalität auf dem zweiten Platz der Bundesländer. Sieben entsprechende große Ermittlungskomplexe bearbeitete die Kriminalpolizei im vergangenen Jahr. Nur in Nordrhein-Westfalen waren es mit 19 solcher Verfahren noch mehr. Das geht aus dem am Freitag vorgestellten Lagebild Organisierte Kriminalität (OK) des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden hervor. Auf den Plätzen drei und vier folgten Niedersachsen und Bremen.
In diesen vier Bundesländern hätten „sich kriminelle Strukturen der Clankriminalität in besonderer Weise verfestigt“, hieß es. In ganz Deutschland gab es 45 Verfahren zur organisierten Clan-Kriminalität.
Meist waren die Clans laut BKA im Rauschgifthandel aktiv, dann folgten Diebstahl und Raub, Delikte im Wirtschaftsleben wie Geldwäsche und Schleusungskriminalität. „Zudem ereignen sich im Zusammenhang mit diesem Personenkreis des Öfteren Fälle eskalierender Gewaltdelikte, häufig ausgelöst durch rivalisierende oder untereinander streitende Clans.“
Die kriminellen Mitglieder der meisten Clans stammen demnach aus Großfamilien der „Mhallamiye“, eines Volksstamms aus dem Südosten der Türkei, oder sind arabischer oder türkischer Herkunft. Entsprechend abgeschottet gegen Einflüsse von außen gehen sie oft vor. Zwar dominierten in manchen Ermittlungsverfahren auch deutsche Staatsangehörige das kriminelle Handeln, allerdings wiesen sie dann „eine entsprechende ethnische Herkunft auf“.
Clans nutzen für Drogengeschäfte Kontakte nach Holland
Die „Entscheidungsträger innerhalb dieser OK-Gruppierungen“ gehörten meist zum engsten Familienkreis, in den nachgeordneten Hierarchieebenen gebe es aber auch Verdächtige anderer Nationalitäten. Die Clans haben dabei nach den Erkenntnissen des BKA auch internationale Kontakte, vorwiegend in die Niederlande wegen des Rauschgiftschmuggels. Aber es gebe auch Bezüge in den Libanon und in die Türkei. „Diese Verbindungen in die ehemalige Heimat werden unter anderem dafür genutzt, inkriminierte Gelder zu waschen.“
Insgesamt ermittelte die Polizei in Berlin im vergangenen Jahr in 56 Verfahren (2018: 59) der organisierten Kriminalität vieler verschiedenen Bereiche. Neben den Clans spielten auch Verbrecher aus Staaten der früheren Sowjetunion, die sogenannte russisch-eurasische OK, zu der auch Tschetschenen gehören, sowie Rockerbanden eine große Rolle. Außer Rauschgift ging es um Autodiebstahl, Schmuggel- und Zolldelikte, Zwangsprostitution, Fälschungen und Schleusungen.