Coming-out: Russlands beste Tennisspielerin kritisiert Queerfeindlichkeit

In einem Videointerview outete sich Tennisspielerin Darja Kassatkina als homosexuell. In ihrem Heimatland werde sie „niemals“ öffentlich die Hand ihrer Partnerin halten können.

In einem  Youtube-Video kritisierte Tennisstar Darja Kassatkina Queerfeindlichkeit in Russland.
In einem Youtube-Video kritisierte Tennisstar Darja Kassatkina Queerfeindlichkeit in Russland.AP/Michel Euler

Darja Kassatkina, Russlands beste weibliche Tennisspielerin, hat sich in einem Videointerview mit dem Blogger Witja Krawtschenko als lesbisch geoutet. Derzeit lebe sie in einer festen Partnerschaft mit der olympischen Eiskunstläuferin Natalja Sabijako, verriet die 25-Jährige in dem auf Youtube geposteten Gespräch.

Zugleich kritisierte Kassatkina die gesellschaftliche Stigmatisierung queerer Menschen in ihrem Heimatland. „In Russland sind so viele Themen tabu“, sagte die Tennisspielerin. Die Hoffnung, jemals in der Öffentlichkeit die Hand ihrer Partnerin halten zu können, ohne angefeindet zu werden, habe sie aufgegeben.

Kassatkina: „Mit sich selbst im Reinen zu sein, ist das Wichtigste“

Das Interview führten Kassatkina und Krawtschenko in Barcelona. „Ewig versteckt zu leben, ist unmöglich. Auf Dauer ergibt das keinen Sinn, das ist viel zu anstrengend“, sagte Kassatkina. „Mit sich selbst im Reinen zu sein, ist das Wichtigste – und scheiß auf alle anderen.“ Auf Instagram zeigte sie sich nach Erscheinen des Outing-Videos erstmals mit ihrer Partnerin.

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Hinsichtlich der Situation für queere Menschen in Russland zeigte sich die Tennisspielerin – momentan auf Platz zwölf der Weltrangliste der Damen – wenig optimistisch. Vor nicht allzu langer Zeit habe es zwar Tendenzen zur Verbesserung gegeben, dies sei jetzt allerdings vorbei. „Deshalb halte ich es für wichtig, dass einflussreiche Menschen aus dem Sport oder aus anderen Bereichen darüber sprechen“, fügte Kassatkina hinzu.

Russland: Lage für queere Menschen weiterhin prekär

Russland gilt als eines der queerfeindlichsten Länder der Welt. Homosexualität ist dort zwar nicht illegal, in weiten Teilen jedoch gesellschaftlich geächtet. 2013 unterzeichnete Präsident Wladimir Putin ein Gesetz, das sogenannte „Propaganda für Homosexualität“ – also jegliche Form von Protesten, Information oder positiven Äußerungen zum Thema – unter Strafe stellt.