Berlin: Senat hebt 2G für Einzelhandel, Tourismus und Museen auf
Die Berliner Landesregierung hat die 2G-Regel in weiten Teilen abgeschafft. Die Neuregelung tritt am Freitag in Kraft.

Der Berliner Senat hat am Dienstag noch einmal die Corona-Regeln gelockert. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) teilte nach der Senatssitzung mit, dass 2G – also Zutritt nur für Geimpfte oder Genesene - im Einzelhandel, im Tourismus sowie in Museen und Galerien aufgehoben wird. Am Freitag tritt die Neuregelung in Kraft.
Besucher brauchen dann keine Nachweise über Impfung oder Genesung mehr – sondern nur noch eine FFP2-Maske. In Zoo und Tierpark fällt 2G weg. Die Maskenpflicht draußen entfällt an beiden Orten. In Bibliotheken und Archiven, in denen sich die Besucher länger aufhalten, gilt ab Freitag 3G – geimpft, genesen oder getestet – mit Maskenpflicht.
- 2G im Einzelhandel entfällt. Es gilt beim Einkaufen überall nur noch die FFP2-Maskenpflicht.
- 2G entfällt ebenso bei allen touristischen Angeboten wie beispielsweise Dampferfahrten oder Stadtrundfahrten. Gefordert ist nur noch die FFP2-Maske unter 3G-Bedingungen.
- In Zoo und Tierpark brauchen Gäste keine FFP2-Maske im Freien mehr. Auch hier fällt 2G weg.
- In Galerien und Museen braucht man nur noch die FFP2-Maske. Die 2G-Regel fällt weg.
- In Bibliotheken und Archiven gilt künftig nur noch 3G sowie Maskenpflicht.
In der Senatssitzung waren am Dienstag der Charité-Virologe Christian Drosten, der Physiker und Corona-Modellierer Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin sowie die Psychologin und Kommunikationsforscherin Cornelia Betsch von der Universität Erfurt angehört worden. Mit ihnen zusammen wollte die Berliner Landesregierung ein längerfristiges Öffnungsszenario entwerfen.
Am Mittwoch wollen Bund und Länder über die bundesweite Aufhebung tiefgreifender Corona-Maßnahmen sprechen. Diskutiert wird ein Stufenplan, nach dem bis 20. März zahlreiche Einschränkungen fallen sollen. Die Diskotheken und Clubs sollen beispielsweise wieder ab 4. März mit der 2G-plus-Regel öffnen.
Auch Franziska Giffey sprach sich am Dienstag klar dafür aus. Zum 4. März wolle man „klare Signale für Gastronomie und Hotellerie“ senden, sagte die Regierende Bürgermeisterin, die zusammen mit Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (für SPD) zur Pressekonferenz erschienen war. Sollte sich der rückläufige Corona-Trend bestätigen, solle in Gastronomie und Tourismus bald nur noch 3G gelten, sagten beide.
Giffey stellt Erleichterungen für Gastronomie und Hotellerie in Aussicht
Schwarz sprach von einer „sehr wichtigen Senatssitzung“, schließlich brauche „die Wirtschaft Perspektive und Planbarkeit“. Zwar habe Berlins Wirtschaft insgesamt Corona ganz gut überstanden – Schwarz sprach von einem Wachstum von 3 Prozent im Jahr 2021 –, aber der Einzelhandel oder die Tourismuswirtschaft hätten schwer gelitten.
Einen positiven Ausblick gab Schwarz für das Messegeschäft. Schon Ende März soll es wieder Messen geben. Ganz fest rechne er mit der „Fruit Logistica“ Anfang April, der ersten großen Präsenzmesse in diesem Jahr.
Möglich seien solche Perspektiven durch die sich weiter abschwächende Corona-Welle in Berlin, so Regierungschefin Giffey. Die Krankheitsverläufe fielen deutlich milder aus, die Lage in Betrieben der kritischen Infrastruktur, den Kitas und Schulen und auch auf den Intensivstationen sei beherrschbar. Der sogenannte Scheitelpunkt sei nach Ansicht der Experten ungefähr jetzt erreicht, sagte sie.
Berliner Infektionszahlen gehen weiterhin zurück
Auch die Corona-Zahlen gehen zurück. In Berlin ist die Inzidenz deutlich gesunken und lag am Dienstagmorgen bei 1135,2. Damit befand sich der Wert, der die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, weiter deutlich unter dem Niveau des Bundesdurchschnitts (1437,5). Vor einer Woche hatte der Wert in der Hauptstadt laut Robert-Koch-Institut noch bei knapp 1640 gelegen.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen lag laut Senat bei durchschnittlich 26,4. Die Belegung der Intensivstationen mit Corona-Patienten beträgt 15,9 Prozent.
All diese Entwicklungen führten dazu, dass eine weitere Aufrechterhaltung der 2G-Regel im Einzelhandel „nicht mehr verhältnismäßig und wirksam“ sei, so Giffey. Stattdessen solle dort jetzt eine FFP2-Masken-Pflicht herrschen. Denn: „Die Intensität der Übertragbarkeit hängt vom Maskentragen ab.“
Test- und Maskenpflicht an den Schulen sollen auf den Prüfstand
Auch die 1,9 Millionen Corona-Schnelltests, die innerhalb einer Woche an Berlins Schulen eingesetzt wurden, hätten nach Giffeys Angaben erfreuliche Ergebnisse gebracht: Mehr als 99 Prozent seien negativ. „Auch das ist ein Zeichen für eine deutliche Abnahme des Infektionsgeschehens“, sagte Giffey. In den kommenden Tagen und Wochen wolle man deshalb auch über die aktuell noch herrschende Test- und Maskenpflicht in den Schulen sprechen.
Sorgen macht sich der Senat jedoch für die Zeit über den Stichtag 20. März hinaus, an dem bundesweit viele Einschränkungen fallen sollen. „Wir brauchen als Länder ein Regelungsinstrumentarium, damit wir zügig reagieren können, falls es größere Ausbrüche gibt“, so Giffey. Dafür brauche es rechtliche Schritte durch den Bund.
Giffey: Maskenpflicht auch über den 20. März hinaus denkbar
Auch ein Ende der Maskenpflicht hält Giffey dann für denkbar, aber keineswegs für sicher. „Ein Verzicht auf die Maskenpflicht wäre wohl der letzte Schritt“, sagte Giffey. Es klang nicht so, als wollte sie diesen bald gehen.
