Corona in England: Johnson stoppt Lockerungen

Überfüllte Strände, Straßenpartys, steigende Infektionszahlen: Großbritannien fürchtet sich vor einer zweiten Coronavirus-Welle. Regierungschef Boris Johnson greift ein.

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson.
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson.AFP/Andrew Parsons

London-Der britische Premierminister Boris Johnson hat weitere Lockerungsmaßnahmen in der Corona-Krise für ganz England gestoppt. „Es ist Zeit, auf die Bremse zu treten“, sagte Johnson am Freitag in London, nachdem die Coronavirus-Infektionen vielerorts gestiegen waren. Im Norden wurden die Maßnahmen sogar verschärft.

Ab Sonnabend sollten in England eigentlich kleine Hochzeitsempfänge wieder möglich sein und zum Beispiel Kasinos und Bowlinghallen öffnen dürfen. Das soll sich nun um mindestens zwei Wochen verzögern. Bei Sportveranstaltungen in geschlossenen Räumen seien weiterhin Menschenmengen tabu, sagte Johnson. Außerdem kündigte er eine Maskenpflicht etwa beim Besuch von Kinos und Museen an. Jeder Landesteil entscheidet über seine eigenen Pandemie-Maßnahmen.

Kontaktbeschränkungen im Norden Englands verschärft

Besonders hart traf es den Norden Englands: Bereits in der Nacht zum Freitag waren in einigen Regionen die Kontaktbeschränkungen dort verschärft worden. Betroffen sind vier Millionen Menschen im Großraum Manchester sowie Teile von West Yorkshire und East Lancashire. Man habe schnell handeln müssen, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock.

In den betroffenen Regionen dürfen sich Mitglieder verschiedener Haushalte nicht mehr in Innenräumen und Privatgärten treffen. Sie dürfen auch nicht mehr gemeinsam Pubs und Restaurants besuchen. Die Maßnahmen gelten ebenfalls für die weiter südlich gelegene Stadt Leicester. Einige andere Einschränkungen dort werden aufgehoben.

Die Urlauber im Süden des Landesteils scheren die steigenden Infektionszahlen indes wenig: Bei bestem Wetter stürmten sie die Strände. Die Züge waren überfüllt und die Polizei versuchte, ein Chaos zu vermeiden. Viele Menschen in Großbritannien befolgen die Ausgangsbeschränkungen nicht.

Großbritannien ist in Europa am schlimmsten von der Pandemie betroffen: Bis Donnerstag wurden etwa 46.000 Todesfälle registriert. Es wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet. 

Eine zweite Coronavirus-Welle ab Herbst könnte besonders dramatisch ausfallen, da sich das Virus in geschlossenen Räumen schneller verbreiten kann. Eine Grippewelle könnte die Lage verschärfen. Dann droht, so fürchten Experten, ein Kollaps des ohnehin schon maroden staatlichen Gesundheitssystems.