Corona-Krise: Bedarf an Pflegekräften „emporgeschnellt“
Immer mehr Pfleger steigen aus dem Job aus, das Personal ist knapp. Besonders schwer sind Stellen in der Intensivpflege zu besetzen, zeigt eine neue Analyse.

Der Personalmangel bei Pflegekräften hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie weiter zugespitzt. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse des Job-Portals Indeed hervor. Untersucht wurde die Entwicklung bei Jobs im Pflegebereich in 40 der größten Städte Deutschlands. Besonders schwer zu besetzen sind demnach Stellen von Intensiv-Pflegern.
Zum einen bestehe der schon vor der Pandemie vorhandene Personalmangel fort, hieß es in der Analyse. Zum anderen entschieden sich aber offensichtlich immer mehr Pflegerinnen und Pfleger, aus der Branche auszusteigen. Deutschlandweit werden demnach rund 40.000 neue Stellen pro Monat ausgeschrieben. Jede Vierte davon sei im vergangenen Jahr länger als zwei Monate unbesetzt geblieben.
Berlin: 2390 offene Pflegestellen pro Monat
Seit dem Beginn der Pandemie sei zudem der Bedarf an Pflegekräften „emporgeschnellt“, hieß es weiter. An der Spitze stehe hier in absoluten Zahlen Berlin mit 2390 offenen Pflegestellen pro Monat. Dahinter folgten Hamburg mit rund 1400 und München mit knapp 1200 Stellenangeboten für Pflegekräfte, die pro Monat auf dem Job-Portal Indeed ausgeschrieben worden seien.
Durchschnittlich stieg der Analyse zufolge die Zahl der ausgeschriebenen Pflegejobs seit Pandemie-Beginn deutschlandweit um 44 Prozent. Allerdings gab es regional große Unterschiede. So sei in Gelsenkirchen ein Plus um 240 Prozent verzeichnet worden. Mehr als verdoppelt habe sich in den vergangenen beiden Jahren die Zahl der Ausschreibungen in Bielefeld, Darmstadt, Schwerin und Saarbrücken.
Deutlich geringer war der Anstieg der Ausschreibungen und damit mutmaßlich auch der Arbeitskräftemangel der Analyse zufolge in Berlin, München und Bonn mit jeweils einstelligen Zuwachsraten. In Dresden seien zuletzt sogar etwas weniger Stellen ausgeschrieben worden als vor der Pandemie.
Ökonomin: Pflege braucht bessere Löhne
Ähnlich große Unterschiede gibt es laut Indeed beim Anteil der Pflege-Ausschreibungen an den Stellenangeboten insgesamt. Spitzenreiter ist hier Schwerin mit 10,4 Prozent vor Gelsenkirchen mit 10,1 Prozent. Schlusslichter sind Karlsruhe, Frankfurt am Main und München mit Anteilen von jeweils nur 2,1 oder 2,2 Prozent.
Um dem Mangel an Pflegekräften zu begegnen, drängte Indeed-Ökonomin Annina Hering darauf, „die Arbeit in diesem Bereich attraktiver zu machen“. Dazu gehörten in erster Linie eine bessere Bezahlung, aber auch eine bessere personelle Ausstattung von Einrichtungen sowie mehr Entwicklungsmöglichkeiten für die Beschäftigten durch Aus- und Weiterbildung.
Ansonsten drohe auch mit Blick auf den demografischen Wandel eine weitere Verschärfung der Lage, warnte Hering. Dieser führe auf der einen Seite zu einem höheren Bedarf an Pflegekräften, zugleich aber auch zu einem geringeren Angebot an Arbeitskräften.
