Lauterbach: „Nie gesagt, dass alle jüngeren Leute sich jetzt impfen lassen sollen“

Der Bundesgesundheitsminister bestreitet, jungen Menschen eine vierte Corona-Impfung empfohlen zu haben. Aussagen aus dem Juli hören sich allerdings anders an.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)dpa/Bernd von Jutrczenka

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will frühere Aussagen zur vierten Corona-Impfung nicht als Impfempfehlung für jüngere Menschen verstanden wissen. „Ich habe nicht gesagt, für alle die vierte Impfung, ich habe nur darauf hingewiesen, dass wir auch eine Botschaft für die unter 60-Jährigen oder die unter 70-Jährigen benötigen“, sagte Lauterbach am Dienstagabend im ZDF-„heute-journal“. „Das ist einfach falsch.“

In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel im Juli hatte Lauterbach noch auf die Frage „Was sagen Sie einem 40-Jährigen, der dreimal geimpft ist, sollte der sich jetzt zum vierten Mal impfen lassen?“ gesagt, für diejenigen, die den Sommer genießen und kein Risiko einer Erkrankung eingehen wollten, „würde ich – in Absprache natürlich mit dem Hausarzt – auch Jüngeren die Impfung empfehlen“.

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Lauterbach: Bei jüngeren Menschen kann es sinnvoll sein, abzuwarten

Im ZDF sagte Lauterbach nun allerdings, seine Empfehlungen zur vierten Impfung seien lediglich an ältere Menschen sowie Menschen in Pflegeheimen gerichtet gewesen. Diejenigen, die hohe Risiken tragen, sollten nach seiner Ansicht „nicht auf die neuen Impfstoffe warten“. Das Abwarten in diesen Fällen sei „falsch“. In den ARD-„Tagesthemen“ sagte Lauterbach, bei jüngeren Menschen könne es durchaus sinnvoll sein, „dass man noch etwas zuwartet“ und sich dann mit den neuen Impfstoffen behandeln lasse.

Den Zeitungen der Funke Mediengruppe hatte Lauterbach gesagt: „Wir sollten nicht nur sagen, was die über 70-Jährigen machen sollen.“ Die Bundesregierung müsse auch eine Antwort etwa für 40-Jährige haben. „Sollte er sich auf keinen Fall impfen lassen? Oder nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei sehr vielen Kontakten am Arbeitsplatz? Oder nur, wenn der Hausarzt das empfiehlt?“ Man benötige für jedes Alter eine Botschaft. Spätestens wenn die neuen, an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe da seien, „sollte es klare Ansagen auch für die unter 60-Jährigen geben“.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine vierte Corona-Impfung derzeit nur Menschen über 70 Jahre sowie einigen Risikogruppen. Führende EU-Behörden hatten sich für eine zweite Auffrischungsimpfung für alle über 60 ausgesprochen.

Streit um Maskenpflicht im Herbst

Die Bürger in Deutschland müssen sich unterdessen auf eine erneute Maskenpflicht in Innenräumen im Herbst einstellen. Der von Justizminister Marco Buschmann (FDP) und Lauterbach nach langen Verhandlungen vorgestellte Entwurf sieht unter anderem vor, dass die Bundesländer ab Oktober wieder Maskenpflichten verhängen dürfen. Allerdings soll es Ausnahmen davon für frisch Geimpfte, Genesene und negativ Getestete geben, was für Kritik sorgte. Diese Ausnahmen seien „in der praktischen Umsetzung nur schwer kontrollier- und umsetzbar“, hieß es von den Gesundheitsministern der Länder nach Beratungen.

Lauterbach sagte nach den Beratungen: „Klargestellt ist, dass Maskenpflicht in Innenräumen bei einer angespannten Pandemielage die Regel sein soll.“ Nur in Ausnahmefällen könne davon abgewichen werden. „Von einem frisch Geimpften geht selbst dann ein relativ geringes Infektionsrisiko aus, wenn er keine Maske trägt“, verteidigte er den Gesetzentwurf des Bundes. Sollten allerdings zu viele Menschen von dieser Ausnahme Gebrauch machen, „würden wir die Regel ändern und machen die Ausnahme dicht“, so Lauterbach. Eine „allgemeine Maskenpflicht im Innenraum oder Test wäre dann Konsequenz“.