Sauberes Rauschgift: Linke will harte Drogen für Schwerstabhängige

Initiative soll Gesundheitsgefahren durch gestreckte Drogen entgegenwirken.

Ein Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) hält bei einer Pressekonferenz die Droge Crystal Meth in seinen Händen.
Ein Ermittler des Bundeskriminalamtes (BKA) hält bei einer Pressekonferenz die Droge Crystal Meth in seinen Händen.dpa

Die Linken-Fraktion im Bundestag fordert staatliche Modellprojekte zur Abgabe von Crystal Meth und anderen harten Drogen an Schwerstabhängige. „Eine staatliche Abgabe von geprüften Substanzen an Abhängige wäre sehr sinnvoll“, sagte der Abgeordnete Ates Gürpinar der „Welt“ (Montagsausgabe). „So könnten sie in enger Begleitung ihre Sucht befriedigen, ohne krasse gesundheitliche Folgen durch stark schwankende Qualität erleiden zu müssen.“

„So schädlich Drogen selbst sind, werden viele drogenbezogene Probleme wie die Gesundheitsgefährdung durch Streckmittel, die Finanzierung der organisierten Kriminalität und der soziale Abstieg von Abhängigen vor allem durch die Prohibition verursacht“, fügte Gürpinar hinzu. In einem Antrag der Linke-Fraktion wird die Bundesregierung aufgerufen, Projekte anzustoßen, die „mit wissenschaftlicher Evaluierung die Abgabe von Substanzen mit geprüfter Qualität an Menschen mit einer schweren Abhängigkeitserkrankung etwa von Methamphetamin (Crystal Meth) im Sinne einer Substitutionsbehandlung unter suchttherapeutischer Begleitung erproben“.

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Der Suchtexperte Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences hält die Initiative der Linken-Fraktion für sinnvoll. „Schwarzmarktdrogen haben für die Verbraucher unkalkulierbare Reinhaltsgehalte“, sagte der Leiter des Studiengangs Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe. „Eine staatliche Abgabe von Drogen ohne Verunreinigungen würde gesundheitliche Schäden minimieren.“

In der Unionsfraktion wird das Vorhaben hingegen kritisch bewertet. Die professionelle Behandlung von Menschen mit einer schweren Abhängigkeitserkrankung müsse in jeder Hinsicht gewährleistet werden, sagte die Gesundheitspolitikerin Simone Borchardt (CDU) der „Welt“. „Erweiterten Substitutionsprogrammen stehe ich eher skeptisch gegenüber. Viel wichtiger wäre es, den Zugang zu bestehenden Angeboten zu erleichtern.“