Datenschutz-Verein: Bahn-App ist „Schnüffel-Navigator“
Datenschützer schlagen Alarm: Die App der Deutschen Bahn spioniert die Kunden aus – Klage wird angestrebt.

Der Bielefelder Verein Digitalcourage strengt eine Klage gegen die Deutsche-Bahn-App „DB Navigator“ wegen möglichen Datenmissbrauchs an. Eine Analyse des KarIsruher IT-Sicherheitsforschers Mike Kuketz habe hier „erhebliche Datenschutzprobleme“ festgestellt, erklärte die Datenschutzinitiative am Mittwoch in Bielefeld. Die App biete zwar viele bequeme Servicefunktionen wie schnellen Ticketkauf übers Smartphone oder Informationen zu Zug-Verspätungen, doch gleichzeitig sei es ein „Schnüffel-Navigator“.
„Leider strotzt der DB Navigator nur so vor Trackern“, warnt der Verein. Die Bahn-App spioniere die Nutzerinnen und Nutzer aus, indem im Hintergrund haufenweise Informationen über sie an große Internet-Firmen wie Adobe und Google fließen. Eine von Digitalcourage hinzugezogene Anwaltskanzlei mit Schwerpunkt IT- und Datenschutzrecht hält demnach das Vorgehen für rechtswidrig.
„Gemeinsam haben wir Ende April die Bahn dazu aufgefordert, innerhalb von zwei Monaten die Mängel zu entfernen“, erklärte Jutta Witte vom Digitialcourage-Team. Das sei bislang nicht geschehen. „Deshalb wollen wir jetzt klagen. Wir wollen die Bahn dazu zwingen, die Privatsphäre ihrer Fahrgäste zu achten und keine Daten mehr ohne Erlaubnis weiterzugeben.“
Der 1987 gegründete Verein Digitalcourage vergibt jährlich den Negativpreis Big-Brother-Award, um auf den problematischen Umgang mit Daten von Behörden und Firmen aufmerksam zu machen. 2008 erhielt die Initiative die Theodor-Heuss-Medaille für ihren besonderen Einsatz für Bürgerrechte.
