Die Klimaaktivisten der Initiative Letzte Generation haben am Freitagmorgen erneut mit Protesten und Blockaden begonnen. Laut Verkehrsinformationszentrale (VIZ) und Polizei waren mehrere Autobahnausfahrten blockiert. Die meisten Ausfahrten sind inzwischen wieder frei.
Gegen Mittag formierte sich neuer Protest in Steglitz: An der Paulsenstraße, Ecke Schildhornstraße kam es zu Blockaden an der Ausfahrt. Die ersten Demonstranten hatten sich festgeklebt. Ein Autofahrer verlor die Nerven:„ Wollt ihr, dass wir nicht zu Arbeit kommen? Dass wir arbeitslos werden? Ihr nehmt mir und meiner Familie Geld weg, wovon sollen wir uns ernähren?“
Und weiter: „Wenn ich heute nichts zu essen habe, dann finde ich euch alle!“ Ein Passant schimpft in Richtung der Polizei: „Man kann auch die Dienstwaffen nutzen!“ Ein zweiter Passant rief der Polizei entgegen: „Verhaftet sie alle!“
Letzter Protest in der Schildhornstraße gegen Mittag beendet
Der Protest der Klimaaktivisten in der Schildhornstraße in Berlin-Steglitz war gegen 12.45 Uhr beendet. Die Polizei überprüft noch acht Demonstranten. Mehrere Beamte sind noch vor Ort.
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Ich bin auf der Schildhornstraße in Steglitz, wo Aktivisten von @AufstandLastGen die Straße blockieren. Eine festgeklebte Aktivistin ist von einem Passanten von der Straße weggerissen worden (siehe Video ⬇️) @berlinerzeitung pic.twitter.com/2bW1icxyo1
— Elizabeth Rushton 🇺🇦 (@emrshtn) July 8, 2022
Klimaprotest: Polizeikontrollen am Sachsendamm in Schöneberg
Am Sachsendamm in Berlin-Schönberg wollten Demonstranten am Morgen ebenfalls die Ausfahrt absperren. Eine Journalistin von der Berliner Zeitung wurde dort auf Höhe der Gotenstraße über eine Stunde von der Polizei festgesetzt. Sie musste ihre Personalien vorzeigen. Auch andere Demonstranten wurden im Bereich Gotenstraße/Sachsendamm kontrolliert und festgehalten. Die Polizei bestätigt den Einsatz nach Rückfrage noch nicht.

Die Aktivistin Maja Winkelmann, 24, hat die Aktion in der Schildhornstraße begleitet. Dass eine der geplanten Aktionen der Letzten Generation in Berlin heute abgefangen worden wurde, stört sie nicht so sehr: Mit täglichen Störungen des Berliner Straßenverkehrs seien sehr seltene Absagen nicht so schlimm. „Wir konnten heute wieder die Tagesordnung auf der Straße stören, damit bin ich zufrieden“, sagt sie.
Seit Mitte Februar ist sie mit der Letzten Generation unterwegs, auch in Frankfurt am Main, wo die dort geplanten Aktionen deutlich häufiger von der Polizei erwischt worden seien. Es sei „schwer mitanzusehen“, wenn ihre Kollegen von den blockierten Fahrern beschimpft und bedroht werden. „Aber darauf lassen wir uns ein, wir sind darauf auch vorbereitet“, so Winkelmann.
Demo in Berlin: Autobahn war an fünf Orten blockiert
Auf Nachfrage spricht die Polizei Berlin von zwei weiteren Protesten an Autobahn-Ausfahrten. Auch am Kurt-Schumacher-Damm an der A111 und an der Prenzlauer Promenade/Granitzstraße in Pankow kam es zu Demos, jeweils mit einstelliger Teilnehmerzahl. Teilweise waren Demonstranten angeklebt, so ein Sprecher der Polizei. Die Fahrbahn am Kurt-Schumacher-Damm kann seit dem Vormittag ebenfalls wieder befahren werden.
An der Prenzlauer Promenade blockierten seit dem Morgen um 8 Uhr etwa zehn Aktivisten die Fahrbahn, die meisten festgeklebt. Auch in Pankow war der Protest gegen Mittag zu Ende. Ein Reporter berichtet, dass die Polizei das Lösen der Hände von der Fahrbahn filmt. Ein Polizeisprecher erklärt auf Nachfrage: „Wir wollen vorbeugen, damit es nachher nicht heißt, die Polizei sei unvorsichtig vorgegangen und habe Verletzungen zugefügt.“
- Paulsenstraße, Ecke Schildhornstraße (wieder frei)
- Prenzlauer Promenade/Granitzstraße ( wieder frei)
- Kurt-Schumacher-Damm an der A111 (wieder frei)
- Sachsendamm in Berlin-Schöneberg (Protest gescheitert)
- Autobahn-Ausfahrt der A103 in Berlin-Steglitz (wieder frei)
Demo in Berlin: Wollten die Demonstranten Kanzler Olaf Scholz am Urlaub hindern?
Die Demonstranten teilen auf Twitter mit: „Die Klimakatastrophe macht keine Sommerpause!“ So fordert die Letzte Generation den selbsternannten #Klimakanzler Olaf Scholz auf, sich gegen neu geplante Ölbohrungen in der Nordsee auszusprechen.
Gewerkschaft der Polizei (GdP): Demonstranten in Gewahrsam nehmen
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte, dass die Polizei Demonstranten vorübergehend in einen sogenannten Gewahrsam nimmt, um zu verhindern, „dass sie am nächsten Tag woanders sitzen bzw. kleben“. Möglich ist das, um Fortsetzungen von bestimmten Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten zu verhindern.
An der Ausfahrt Steglitz der #A103 sollen jetzt Demonstrierende die Fahrbahn blockieren. Es baut sich auf der Autobahn stadtauswärts ein #Stau auf. pic.twitter.com/rbj5raJiea
— Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ Berlin) (@VIZ_Berlin) July 8, 2022