Deutschlandfunk verteidigt Gespräch mit ehemaligem Wehrmachtsoldaten

Ein Gespräch mit einem ehemaligen Wehrmachtsoldaten, der sich kritisch zu Waffenlieferungen an die Ukraine äußert, sorgt für eine Kontroverse im Netz.

Filiale der Deutschlandfunk-Redaktion in Berlin-Schöneberg
Filiale der Deutschlandfunk-Redaktion in Berlin-Schönebergimago stock&people

Die Deutschlandfunk-Redaktion wird aktuell auf Twitter schwer kritisiert, dass sie einen ehemaligen Wehrmachtsoldaten unter anderem zur Waffenlieferungsfrage an die Ukraine interviewt hat. Joachim Höppner tritt in dem Gespräch als Zeitzeuge auf und erinnert sich an seine Zeit als 18-jähriger Soldat bei der Wehrmacht. Er erklärt zudem, wie er als 19-Jähriger in einem deutschen Panzerregiment die Schlacht in den Ardennen erlebt hat und warum ihn die Erlebnisse zum Pazifisten gemacht hätten. Er spricht sich zudem gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus.

Viele Journalisten reagierten auf Twitter bestürzt und kritisierten den Beitrag der Deutschlandfunk-Redaktion. „Deutsche Medien befragen echte Nazi-Soldaten zu ihrer Meinung über Panzerlieferungen, aber nicht deutsch-ukrainische Nichtregierungsorganisationen,“ schrieb etwa der Journalist James Jackson auf Twitter.

Höppner sei ein legitimer Gesprächspartner, so die Deutschlandfunk-Redaktion

Die Deutschlandfunk-Redaktion reagierte auf die Kritik und verteidigte die redaktionelle Entscheidung für das Gespräch. „In den Programmen von Deutschlandradio sind weitere Motive für oder gegen Waffen- oder Kampfpanzerlieferungen thematisiert worden und werden weiter zu Wort kommen – auch solche Positionen, die darauf hinweisen, mit welchen Folgen die Ukraine rechnen muss, wenn sie keine geeigneten Waffen geliefert bekommt.“ Die Schilderungen des ehemaligen Wehrmachtsoldaten Joachim Höppner seien nur eine von vielen Perspektiven, die das Radioprogramm thematisiert. Höppner sei ein legitimer Gesprächspartner, weil er die Handlungen der Wehrmacht ausdrücklich kritisiert, an denen er als 18-Jähriger beteiligt war, so die Erklärung.

Dann heißt es weiter: „Der Deutschlandfunk macht sich nicht die Aussage von Joachim Höppner zu eigen, Deutschland oder andere Länder sollten keine Panzer an die Ukraine liefern, vielmehr illustrieren seine Aussagen, wie sehr solche Kriegserinnerungen Entscheidungen der Bundesregierung in einen historischen Kontext stellen und mitprägen können.“

Die Erklärung der Redaktion hat die Kritik auf Twitter nicht abgeschwächt. Der Journalist Manuel Stark schrieb auf Twitter: „Es ist völlig absurd. Diese Pseudo-Analogie: Der ANGREIFER wurde zum Pazifisten und ist wichtiger Zeitzeuge dafür, dass man heute den VERTEIDIGERN ihrer Heimat und Freiheit kein Hilfsgerät bewilligen soll.“

Die Diskussionen um die Richtigkeit von Waffenlieferungen nehmen gerade in den sozialen Netzwerken wieder zu, da die Ukraine nach den deutschen Panzerlieferungen die Lieferung von Kampfjets von ihren westlichen Partnern fordert. Kritiker der Waffenlieferungen sagen, dass ein größeres Engagement Deutschlands den Krieg eskalieren lassen könnte. Befürworter sagen, dass nur weitere Waffenlieferungen den russischen Angriffskrieg stoppen und die ukrainische und westliche Verhandlungsposition in zukünftigen Friedensgesprächen stärken würden.

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