Peking steht vor Mega-Lockdown: „Die Leute fürchten sich“

Für den Stadtteil Chaoyang haben die Behörden Massentests angeordnet. Vor den Haustüren wurden in einigen Vierteln Metallbarrieren errichtet.

Eine Frau zieht ihre Maske hoch, um an einer Coronavirus-Teststelle in Peking einen Rachenabstrich machen zu lassen.
Eine Frau zieht ihre Maske hoch, um an einer Coronavirus-Teststelle in Peking einen Rachenabstrich machen zu lassen.dpa/Andy Wong

Massentests und Hamsterkäufe: Nach einem für Peking ungewöhnlichen Corona-Ausbruch wächst in der chinesischen Hauptstadt die Angst vor einem harten Lockdown wie in Shanghai. Im Stadtteil Chaoyang mit seinen rund 3,5 Millionen Bewohnern bildeten sich am Montag lange Schlangen vor improvisierten Testzentren, die Supermärkte waren dem Andrang panischer Kunden kaum gewachsen. Shanghai meldete unterdessen mit 51 Corona-Toten einen neuen traurigen Rekord.

Angesichts von 70 Neuinfektionen seit vergangenem Freitag warnten Pekings Behörden vor „düsteren“ Zeiten. Für den bevölkerungsreichsten Stadtteil Chaoyang mit seinen vielen Botschaften und Firmenzentralen multinationaler Konzerne ordneten sie PCR-Massentests an. Daraufhin bildeten sich dort am Montag lange Warteschlangen vor den Testzentren und den Supermärkten.

Null-Covid-Strategie wohl inzwischen erfolglos

China ist seit März mit einem Ausbruch der hoch ansteckenden Omikron-Variante konfrontiert, wenngleich die Regionen davon unterschiedlich schwer betroffen sind. Besonders heftig ist die Lage in der Wirtschaftsmetropole Shanghai, in der seit 1. März mehr als eine halbe Million Infektionsfälle registriert wurden.

Dort stößt Chinas bis dato weitgehend erfolgreiche Null-Covid-Strategie mit ihren Massentestungen und strikten Lockdowns inzwischen an ihre Grenzen. Obwohl die meisten der rund 25 Millionen Einwohner Shanghais ihre Wohnungen seit Anfang April so gut wie nicht mehr verlassen dürfen, bekommen sie den Ausbruch nicht in den Griff, steigt die Zahl der Todesfälle täglich auf neue Rekordhöhen.

Peking verschärft Kontrollen für die Einreise in die Stadt

Die Konsequenzen des harten Lockdowns in Shanghai, wo die Behörden mit der Lieferung von Lebensmitteln an die Eingeschlossenen kaum noch nachkommen und Patienten kaum noch behandelt werden, belasten mehr und mehr die Psyche der Bewohner und die chinesische Wirtschaft. Inzwischen wurden vor den Haustüren in einigen Vierteln Metallbarrieren errichtet, um die Menschen am Verlassen ihrer Wohnungen zu hindern.

Und obwohl in den Erklärungen der Hauptstadtverwaltung von einem möglichen Lockdown bisher nicht die Rede war, rechnen die Menschen damit, dass er bald kommen wird. „Wird auch nur ein einziger Ansteckungsfall entdeckt, könnte das die ganze Nachbarschaft treffen“, sagte der 25-jährige Büroangestellte Yao Leiming, während er in Chaoyang auf seinen Test wartete. „Die Leute fürchten sich“, sagte auch eine 48-jährige Supermarktkundin, die sich gerade mit Vorräten für ihre Familie für eine Woche eingedeckt hatte.

Ein Onlinehändler berichtete der staatlichen Pekinger Abendzeitung, dass er allein am Sonntag 300 Gefrierschränke verkauft habe und damit so viel wie sonst in einem Monat. Dabei sind in der ganzen Stadt mit ihren 22 Millionen Einwohnern gerade mal 30 Wohnanlagen abgeriegelt. In der ganzen Stadt sind Geschäfte, Restaurants und Kinos weiter geöffnet.

Allerdings verschärft die Verwaltung stetig die Kontrollen für die Einreise nach Peking. Wer in die Stadt will, muss einen negativen Covid-Test vorweisen, der nicht älter sein darf als 48 Stunden. Wer in den vergangenen zwei Wochen Städte oder Landkreise besucht hat, in denen mindestens ein Corona-Fall gemeldet wurde, darf nicht einreisen. Die Behörden riefen die Bewohner auf, ihre Stadt für die Feiertage zum 1. Mai nicht zu verlassen und auf Gruppentreffen zu verzichten. Und allein am Montag wurden 40 Flüge von den Flughäfen der Hauptstadt gestrichen.