Berlin-Die Schufa will laut einem Medienbericht in Zukunft Verbraucher auch anhand ihrer Kontoauszüge bewerten. Das hat eine Recherche von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ ergeben. Demnach hat die größte deutsche Wirtschaftsauskunftei gemeinsam mit dem Mobilfunkkonzern Telefonica/O2 jetzt erste Schritte unternommen, um die sensiblen Daten von Kontoauszügen mit den gespeicherten Verbraucherinformationen zusammenzuführen.
Am 4. November 2020 begann laut dem Bericht dafür eine dreimonatige Testphase des neuen Produkts „Schufa CheckNow“. Potenzielle Neukunden von Telefonica/O2, die wegen ihrer schlechten Bonität normalerweise keinen O2-Handyvertrag bekommen würden, können sich von der Schufa dabei auf ihr Konto schauen lassen. Dafür mussten die Kunden nur ihre Erlaubnis geben.
Schufa kaufte Finanzdienstleister auf
Grundlage für den Plan der Schufa ist eine neue EU-Richtlinie. Das Gesetz macht es möglich, dass „Kontoinformationsdienste“ mit den Einverständnis ihrer Kunden Einblick auf deren Konten bekommen können. Wer sein Häkchen vorschnell an der falschen Stelle setzt, ist damit für die Finanzdienstleister ein offenes Buch.
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Im Dezember 2018 hat die Schufa laut dem Bericht ein solches Unternehmen gekauft, den Münchner Kontoinformationsdienst Finapi GmbH. Dieser ist von der Bankenaufsicht BaFin lizenziert und hat nach eigenen Angaben Einsicht in mehr als 50 Millionen deutsche Konten.
In einer Branchenveranstaltung im Sommer 2020 erklärte ein Mitarbeiter der neuen Schufa-Tochterfirma, das Unternehmen könne in Kontoauszügen 65 Kategorien erkennen, darunter Gehalt, Miete, staatliche Leistungen, Unterhaltszahlungen, Arztbesuche sowie Urlaubsreisen. Zudem könne man „Risikofaktoren“ wie Glücksspiel, Zahlungen an Inkassoinstitute oder Rücklastschriften identifizieren, die beispielsweise bei einem Kreditantrag wichtig sein könnten.
Die neue Dienstleistung „Schufa CheckNow“ sowie die Möglichkeit einer „freiwilligen Datenspende“ an die Schufa werden derzeit vom zuständigen Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht geprüft. Bayern ist zuständig, weil die Schufa-Tochterfirma Finapi GmbH dort ihren Sitz hat.
