Dierhagen an der Ostsee: Restaurant sperrt Kinder aus
Das Restaurant „Schipperhus“ in Mecklenburg-Vorpommern bewirtet keine Familien mit Kindern unter zwölf Jahren. Der Gaststättenverband zeigt Verständnis.

Im Restaurant „Schipperhus“ in Dierhagen in Mecklenburg-Vorpommern sind kleine Kinder nicht willkommen. Die Gaststätte bewirtet nur Familien mit Kindern über zwölf Jahren. Genau steht es auf der Webseite des Restaurants, das mit „traditioneller Gastlichkeit“ wirbt. „Und dabei bleibt es auch“, wie Chefin Ricarda Biebl der Berliner Zeitung auf Anfrage erklärt. „Aus unserer Erfahrung mit den Familien in den letzten zwei Jahren haben wir diese Entscheidung bewusst und nach langer Überlegung getroffen. Das macht man nicht mal so eben über den Daumen gepeilt. Ich bin keine Kinderhasserin.“ Das Restaurant sei ihr Eigentum, in dem sie stundenlang jeden Tag arbeite, so Biebl.
Wegen des Kinderverbots in ihrem Restaurant werde sie jetzt angefeindet und bedroht, erklärt die Betreiberin weiter. Sie war schon bei der Polizei und hat Anzeige erstattet. „Wir bleiben bei unserer Entscheidung. Wir sind nicht das erste und nicht das letzte Restaurant, das das so macht.“ Im Jahr 2018 machte „Oma’s Küche“ in Binz auf Rügen Schlagzeilen, weil auch hier die Betreiber nach 17 Uhr keine Kinder unter 14 Jahren bewirten wollten. Diese Regelung gilt heute noch. „Wir sind ab 17.00 Uhr erwachsenenfreundlich!“, steht auf der Homepage von „Oma’s Küche“.
Dehoga: Das ist ein Hilferuf der Betreiberin
Lars Schwarz vom Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Mecklenburg-Vorpommern sagt zu der Entscheidung vom „Schipperhus“ in Dierhagen: „Das ist auch als Hilferuf zu verstehen. Die Betreiberin ist selbst Mutter und hat sich diese Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht. Wenn jemand seine Entscheidung so öffentlich kommuniziert, muss schon etwas passiert sein. Das Problem sind auch nicht die Kinder, es sind ganz oft die Eltern.“
Rechtlich sei die Entscheidung kein Problem, so Schwarz. Er versucht klarzumachen, in welcher schwierigen Lage sich Gastronomen häufig befinden und schildert dafür einen Extremfall: „Kinder bemalen die Wände oder werfen mit Essen, andere Gäste fühlen sich gestört und beschweren sich. Wir haben eine hohe Schmerzgrenze und viel Toleranz, aber es ist verdammt schwierig, allen Bedürfnissen immer und überall gerecht zu werden.“
Schwarz weiter: „Wir in Mecklenburg-Vorpommern sind ein urlauberfreundliches Bundesland. Die Kinder von heute sind unsere Gäste von morgen. Das ist mir noch wichtig.“
